Pandemie in Mettmann Kinderärztin fehlt der Impfstoff

Mettmann · Zur Impfung von angehenden Jugendlichen kann nur Biontech verwendet werden. Moderna kommt nicht in Frage.

Nur ein weißer Aufkleber im Impfpass: Der zweite Termin von Elias (12) aus Mettmann wurde von der Kinderärztin abgesagt. Ihr fehlt BionTech.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Elena Adolphs ringt um Fassung. „Zur Zeit vergeblich“, wie sie sagt. Eigentlich sollte ihr zwölf Jahre alter Sohn in diesen Tagen seine zweite Schutzimpfung gegen Corona erhalten. Der Termin bei einer Mettmanner Kinderärztin stand seit Wochen fest. „Doch dann hat die Ärztin diesen – und alle weiteren Impftermine für angehende Jugendliche bis Weihnachten absagen müssen. Der Grund: Es werde den Kinderärzten nicht genug Impfstoff geliefert. Vom Praxisteam wird die Absage der Impftermine bestätigt.

„Die Ärztin hat uns an die Impfstellen des Kreises verwiesen, sie könne leider nichts für uns tun“, sagt Elena Adolphs. Ihr Zwölfjähriger ist enttäuscht. Er hatte sehr auf seine zweite Impfung gehofft, um spätestens in zwei Wochen wieder mehr Freiheiten zu bekommen. Ohne einen festen Impftermin bei der eigenen Ärztin droht ihm und zahlreichen jungen Menschen nun stundenlanges Warten vor einem Impfzentrum. Und vielfach sei auch dort nicht gesichert, dass genug BionTech Impfstoff vorhanden sei.

Knappheit von BionTech wird
als Skandal bezeichnet

Der Präsident des Bundesverbands für Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, nennt die plötzliche Knappheit von BionTech-Impfstoff eine „Impfbremse“ und einen Skandal. Menschen unter 30 könnten nicht einfach auf Moderna umschwenken, wie der Geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn empfohlen hat. Denn die Ständige Impfkommission, Stiko, hat am 18. November vor einer Verwendung von Moderna bei Menschen unter 30 gewarnt: „Neue Sicherheitsdaten haben gezeigt, dass bei jungen Menschen nach Impfungen mit dem Impfstoff Spikevax von Moderna häufiger seltene Nebenwirkungen, wie Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen (Myo- und Perikarditiden), beobachtet wurden als nach der Impfung mit BioNTech/Pfizer.“

„Wir reden die ganze Zeit über die Pandemie der Ungeimpften und darüber, dass die Impfquote erhöht werden muss – und dann passiert uns in Mettmann das“, schimpft Elena Adolphs. Sie nimmt die Kinderärztin ausdrücklich in Schutz: „Sie kann auch nichts machen.“

Das belegt auch das Statement des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. Erst seien die Lieferungen auf 30 Dosen Biontech-Impfstoff pro Praxis pro Woche reduziert worden. Und jetzt würden noch nicht einmal diese unzureichenden Mengen an die Kinder- und Jugendärzte ausgeliefert. BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach greift zu einem Vergleich, um die „absurde“ und „inakzeptable“ Fehlentscheidung des Bundesgesundheitsministers zu brandmarken: „Genauso gut könnte man der Feuerwehr das Löschwasser rationieren bei einem Großbrand.“

Elena Adolphs tut das Hin und Her um die in diesen Tagen so wichtige Impfung für ihren Sohn leid. Der habe täglich davon erzählt, dass er schon bald den kompletten Impfschutz gegen das Corona-Virus besäße. Nun sei er natürlich durch die Absage bitter enttäuscht worden. Als seine Mutter, sagte die Mettmannerin, habe sie überhaupt kein Verständnis für diese Art der staatlichen Sanktionierung: „So werden wir diese Pandemie nicht in den Griff bekommen. Man kann nicht auf der einen Seite sagen, dass die Menschen sich impfen lassen sollen – und auf der anderen Seite dann den Impfstoff nicht bereitstellen.“