Personal macht Zwangsurlaub

Wegen zu vieler Überstunden ist der Bürgerservice im Rathaus an Brückentagen und nach Weihnachten eingeschränkt.

Mettmann. Die Betriebsferien im Rathaus, die Bürgermeister Bernd Günther im vergangenen Jahr erstmals angeordnet hatte, haben sich aus Sicht des Verwaltungschefs ausgezahlt. Ein Brückentag am 2. November sowie verschlossene Amtstüren zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr haben zu einer Ersparnis von 88 600 Euro geführt — und dazu beigetragen, dass der Berg von Überstunden, den die Mitarbeiter vor sich hergeschoben haben, ein wenig abgebaut werden konnte. Das bedeutete für den Bürger, dass er seine Besorgungen, die er in seiner Urlaubszeit hätte erledigen können, verschieben musste.

Das Rechnungsprüfungsamt des Kreises Mettmann hatte die Höhe der Rückstellungen für nicht genommenen Urlaub und Überstunden beanstandet. Ende des Jahres 2011 kamen 328 Beschäftigte in der Stadtverwaltung auf sage und schreibe 15 532 Überstunden.

Die Verwaltung lehnt es ab, Überstunden auszuzahlen. „Wenn wir im großen Stil entlohnen würden, könnte das als Anreiz verstanden werden, Überstunden zu machen“, argumentiert Personalchef Dietrich Stang. Davon abgesehen, sagt der Bürgermeister, habe die Stadt gar nicht das Geld, um die Überstunden auszuzahlen. „Das können wir uns nicht leisten“, sagt Günther.“

Um die bis Ende 2011 angefallenen Überstunden finanziell auszugleichen, hätte die Stadt mehr als eine halbe Million Euro auf die Konten der Mitarbeiter überweisen müssen. Und dafür müsste die Verwaltung einen Kredit aufnehmen. Deshalb sollen die Mitarbeiter Überstunden abfeiern.

Für den Brückentag am 2. November 2012 verbuchte die Verwaltung für 200 Mitarbeiter eine Ersparnis von 28 800 Euro bei einem Tag mit acht Stunden und einem Stundenlohn von 18 Euro. Für die Betriebsferien wurden noch einmal 57 600 Euro eingespart. Hinzu kommt laut Stang eine Ersparnis von 2200 Euro bei den Energiekosten Denn vom 24. Dezember bis 2. Januar blieb das Rathaus an elf Tagen bis auf einen Notdienst geschlossen.

Klagen von Bürgern, dass sie vor dem verschlossenen Rathaus standen, hat der Bürgermeister nicht gehört. Zwar sollen auch in diesem Jahr ein Brückentag (4. Oktober) und Betriebsferien (23. bis 27. Dezember) durchgeführt werden. Öfter und länger sollte das Rathaus aber nicht geschlossen werden, sagt Günther: „Das können wir dem Bürger nicht zumuten.“

Um zu verhindern, dass jemand vor verschlossenen Türen steht, werde die Stadt rechtzeitig darüber informieren, wann das Rathaus geschlossen bleibt. Unter den Mitarbeitern, so Günther, sei eine freie Woche an Weihnachten gut angekommen.

Personalratsvorsitzender Peter Nachtigall sieht den Fall aus einem anderen Blickwinkel. Dass Tausende von Überstunden im Rathaus, auf dem Baubetriebshof und bei der Feuerwehr zusammengekommen sind, liege daran, dass in der Verwaltung Personal fehle. Wo bisher Überstunden angefallen sind, werden sie auch weiterhin anfallen, sagt Nachtigall.