Polizeibeamte arbeiten am Limit

Verstärkte Arbeitsbelastung und viele Überstunden. Der Personalratsvorsitzende Udo Kutsche sieht Handlungsbedarf.

Foto: Anne Orthen

Kreis Mettmann. Nach den Sommerferien wird abgerechnet. Am 1. September werden im Land Nordrhein-Westfalen die Polizeistellen verteilt. In allen Städten und Kreisen des Landes wird das mit Spannung erwartet. Vor drei Jahren haben 1500 Anwärter mit ihrer Ausbildung begonnen. Aber: Etwa zwölf Prozent der neuen Polizisten werden ihren Dienst am 1. September nicht antreten können, weil sie die Prüfung nicht bestanden oder sich zwischenzeitlich für einen anderen Beruf entschieden haben.

Udo Kutsche, Personalratsvorsitzender der Polizei im Kreis Mettmann

Landrat Thomas Hendele geht im Kreis Mettmann davon aus, dass 4,1 von heute 680 Stellen wegfallen. Die neue Landesregierung hatte dagegen von einer Verstärkung der Polizei gesprochen. In die Debatte hat sich nun auch Udo Kutsche, Personalratsvorsitzender der Polizei im Kreis Mettmann, eingemischt. „Dem Landrat kann man für diese Misere keinen Vorwurf machen. Er ringt um jeden Kollegen und kämpft gemeinsam mit dem Personalrat an jeder möglichen Stelle“, schreibt Udo Kutsche in einer im Sozialen Netzwerk Facebook veröffentlichten Stellungnahme.

Kutsche gibt zu bedenken: Bis 2022 gehen bei der Kreispolizeibehörde Mettmann 200 Kollegen in Pension. „Das war alles vorhersehbar, und es wurde durch die Politik nicht gehandelt“, so Kutsche weiter. Der Personalratsvorsitzende, der für die CDU auch schon einmal im Erkrather Stadtrat gesessen hat, spricht von „katastrophalen Entscheidungen“ der ehemaligen Rot-Grünen Landesregierung im Hinblick auf Einstellungen bei der Polizei. Mit der CDU und der FDP könne es jetzt nur besser werden. Nach 19 Pensionierungen im Jahr 2017 und 26 Pensionierungen im Jahr 2018 plus einer unbestimmten Zahl von Versetzungen in andere Behörden sei der Personalrat gespannt, wie viele neue Kollegen als Ersatz am 1. September tatsächlich ankommen.

Wenn die alte Regierung der neuen Wahlbetrug vorwerfe, sei das „hinterlistig“, führt Kutsche weiter aus. Die verstärkte Arbeitsbelastung treffe die Kollegen immer mehr, wenn sie die Lücken kompensieren müssten. Kutsche: „Es geht bald nicht mehr. Die Kollegen werden krank, zwei sind dieses Jahr im aktiven Dienst schon verstorben.“ Unter dem Strich müssten die Beamten mehr Überstunden leisten, um weniger Personal auszugleichen, berichtet er.

Dabei wächst das Bedürfnis der Bürger nach Sicherheit. Wie Meike Lukat, Fraktionschefin der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) berichtet, werden sie und ihre Mitstreiter an Infoständen „immer wieder von Bürgern angesprochen, die sich mehr Polizei in Haan wünschen“. Darüber hinaus sei nach wie vor nicht bekannt, wann genau in der Haaner Wache Beamte ihren Dienst verrichten. Einzig der Hinweis darauf, dass die Haaner Wache montags bis samstags jeweils acht Stunden am Tag besetzt sei, reiche nicht aus.

Durch die Wahlversprechen der CDU sei „hier aktuell eine sehr hohe Erwartungshaltung gegeben“. Daher wünscht sich Meike Lukat, die selbst Kriminalkommissarin ist, konkretere Angaben darüber, ob und wie viele neue Kräfte die Wache in Haan eventuell verstärken werden. Der neue Landtagsabgeordnete Christian Untrieser (CDU) kennt die Erwartungshaltung in den Städten, kann aber zu den genauen Zahlen auf Nachfrage nichts sagen. Er verweist auf September und sieht die Lage wie Kutsche: Was Rot-Grün verbockt habe, könne Schwarz-Gelb nicht im Handstreich hinbiegen.