Porträt: Eberhard Kampmann trägt Gruiten und Haan im Herzen

Eberhard Kampmann feiert am Freitag seinen 75. Geburtstag. Das TSV-Urgestein hat für beide Stadtteile etwas übrig.

Gruiten. Nein, ein typischer Gruitener sei er nicht. Denn das, was in Haan passiert, interessiert Eberhard Kampmann ebenso wie die Geschehnisse in Gruiten. In Haan wurde er geboren, dort ist er auch in die Lehre gegangen. In Gruiten ist er aufgewachsen, dort lebt er bis heute. "Für die Zusammengehörigkeit der beiden Stadtteile habe ich durchaus etwas übrig", sagt Kampmann, der am Freitag seinen 75. Geburtstag feiert. "Aber zeitweise durfte ich mich auf der Haaner Kirmes nicht sehen lassen", fügt er schmunzelnd hinzu.

Kampmann lässt sich durchaus als Gruitener Urgestein bezeichnen, auch wenn er das nicht gerne hört. Sein Großvater gründete die Firma Kampmann und Aretz - eine Transportgerätefabrik - an der Düsseldorf Straße. Nach dem Verkauf des Unternehmens fing der Opa in Gruiten mit der Herstellung von Werkzeug und Schleifblöcken für die Solinger Messerindustrie neu an. Sein Vater übernahm den Betrieb, der während des Zweiten Weltkrieges geschlossen wurde. "Mein Vater wurde dienstverpflichtet", erinnert sich Kampmann. "So war das eben früher. Mein Vater war nie Soldat, aber er musste für die Firma Kronprinz in der damaligen Stadt des Kfd-Wagens arbeiten."

Sieben Jahre alt war Kampmann damals. "Eingeschult wurde ich noch hier, dann mussten wir wegziehen", sagt er. Zwei Jahre blieb die Familie im heutigen Wolfsburg. Nach Kriegsende baute der Vater den Gruitener Betrieb wieder auf. "Als Bauschlosserei, das war damals das Einfachste", sagt Kampmann, der nach Lehre und Meisterprüfung als Maschinenschlosser das Familienunternehmen übernahm. Heute ist es sein Schwiegersohn, der die Geschäfte führt. "Der kann alles", schwärmen Eberhard Kampmann und seine Ehefrau Helene.

Sie sind seit 48 Jahren verheiratet. Auch Helene Kampmann ist eine "waschechte Gruitenerin". Warum sie und ihr Mann sich dort so wohl fühlen, können sie nicht so richtig erklären; die guten Beziehungen zu den Nachbarn, die Landschaft. "Man hängt an der Scholle, hat meine Schwiegermutter immer gesagt", erinnert sich Helene Kampmann. Und so erginge es den beiden auch. Aus Gruiten wegzuziehen, kam ihnen nie in den Sinn. Auch ihre beiden Kinder haben Gruiten nicht verlassen. Der Sohn(44) wohnt an der Millrather Straße, die Tochter (47) im Elternhaus an der Hochstraße.

"Früher kannte man jeden in Gruiten", sagt Kampmann. Da konnten Freunde aus dem Urlaub in Spanien sogar eine Postkarte an "Don Plato" (eine Anspielung an Eberhard Kampmanns wenig gewordenes Haupthaar) schicken. "Und die kam tatsächlich an", sagt er und lacht.

Was ihn aber für sein Leben geprägt hat, war die Mitgliedschaft im TSV Gruiten. "Dort hat man Teamwork gelernt. Und wie man mit jedem auskommt." Handball hat Kampmann bis zur Landesliga, der damals zweithöchsten Klasse, gespielt. "In der Abteilung hatte ich immer ein Pöstchen", sagt er. Bevor er dann deren Leitung für zwei Jahre übernahm, war er auch einmal Ballwart. "Wir mussten zum Beispiel bei Schneewetter den Ball mit Petroleum einreiben, damit der Schnee nicht haften blieb", erinnert er sich. Heute ist Kampmann Mitglied im Ehrenrat des Vereins. Dass der TSV Gruiten jemals an der Windfoche spielen wird, glaubt er übrigens nicht. "Das wird nichts", sagt er: "Dafür wird nie Geld da sein."

Viel erlebt habe er in seinem Leben. "Missen möchte ich davon nichts", sagt Kampmann, der vor drei Tagen ein neues Hüftgelenk eingesetzt bekommen hat. "Unsere Zuversicht und Zufriedenheit haben uns immer weitergeholfen," sagt er. Nur eines vermissen die Eheleute Kampmann: Enkelkinder.