Caritas und Diakonie legen Jahresberichte vor So leben geflüchtete Menschen in Mettmann

Mettmann · Manchmal ist es in den städtischen Unterkünften unerträglich. Die Spannungen entladen sich in Konflikten.

Die Diakonie lenkt in ihrem Bericht den Blick auf Enge und Konflikte in der Unterkunft Seibelstraße.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Umgang mit den rund 500 geflüchteten und nun in Mettmann lebenden Menschen bestimmen Licht und Schatten das Bild. Das geht aus den Jahresberichten 2023 hervor, die Caritas und Diakonie dem Sozialausschuss vorgelegt haben. Als sehr hoch wird darin Bedarf an gesundheitlicher Fürsorge eingeschätzt. Vor allem die Behandlung von Traumata und Angststörungen nach Flucht und Vertreibung erforderten teils muttersprachliche Psychotherapeuten, die nur sehr schwer zu finden seien. Als Erfolg in der Mettmanner Flüchtlingshilfe wird die Wohnungsvermittlung der Caritas gesehen. Mit ihrer Hilfe haben 70 Einzelpersonen oder Familien eine Mietwohnung in Mettmann finden und so die Enge der sechs städtischen Gemeinschaftsunterkünfte verlassen können. Diese Arbeit will die Caritas unbedingt fortführen.

Die Caritas Flüchtlingshilfe betreute nach eigenen Angaben 160 der 480 im Jahr 2023 in den Flüchtlingsunterkünften in Mettmann lebenden Menschen. Hinzu kamen rund 120 weitere Personen, die in Wohnungen im Stadtgenbiet lebten. Ein großer Teil der Geflüchteten komme aus Syrien und Afghanistan sowie weiteren afrikanischen Herkunftsländern, heißt es in dem Caritas-Bericht.

Auch 2023 sei der Beratungs- und Unterstützungsbedarf von Geflüchteten in Mettmann sehr hoch gewesen. Als „herausragend“ bezeichnet die Caritas die Zahl der Anfragen zur gesundheitlichen Versorgung, vor allem im Bereich von psychischen Belastungen und Erkrankungen. Neben dieser Beratung habe man wichtige zielgruppenspezifische Angebote schaffen können.

Dabei sei es unter anderem um Begegnung, Bildung und Vernetzung der Geflüchteten gegangen. All diese Angebote könnten oftmals nur durch ehrenamtliches Engagement ermöglicht werden. Denn neben dem Abteilungsleiter Martin Sahler stehen zwar vier Namen unter dem Jahresbericht der Caritas; tatsächlich finanziert werden weniger als zwei Vollzeitstellen. Dem Zuschuss der Stadt Mettmann in Höhe von 126 750 Euro stand Aufwendungen in Höhe von 146 365 Euro gegenüber.

Im Bericht der Diakonie steht, dass im Jahr 2023 insgesamt 219 Geflüchtete beraten wurden. Sie seien hauptsächlich aus Eritrea, Irak, Iran, Afghanistan, Syrien, Guinea, Somalia, Pakistan, Bangladesch und Indien, Russland, Ukraine gekommen, vereinzelt aus der Türkei, Mongolei, Ägypten und Nigeria. Die Diakonie lenkt den Scheinwerfer auf die städtische Unterkunft an der Seibelstraße. Dort stelle das Zusammenleben für die Bewohner, den Sicherheitsdienst und die Hausmeister „weiterhin eine Herausforderung dar“.

Einige Bewohner seien seit sechs oder sieben Jahren dort untergebracht. Das Leben auf engstem Raum führe zu Spannungen und Auseinandersetzungen. Unterschiedliche Tagesrhythmen, Lebensgewohnheiten, Prägungen seien zusätzlich zu persönlichen Probleme die Ursachen hierfür. Zurzeit würden wieder mehr Menschen nach Mettmann zugewiesen. Deshalb müssten Zimmer wieder mit mehreren Personen belegt werden, was zusätzlich für Konflikte sorge.

Als Lichtblick werden das hohe Interesse an Integrationskursen genannt und außerdem die Möglichkeiten des zum Januar 2023 eingeführten „Chancenaufenthaltsgesetzes“. Es erlaubt Menschen, die im Oktober 2022 seit fünf Jahren im Besitz einer Duldung waren, einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland zu beantragen. Diese Chance hätten alle in Frage kommen Personen genutzt.