Streetworker in Haan: Im Einsatz auf der Straße
Antje Lüttmann ist Haans erste Streetworkerin. Die 39-jährige Sozialarbeiterin kommt aus Hagen und knüpft jetzt erste Kontakte in der Stadt.
Haan. "Ich freue mich auf das, was auf mich zukommt. Auch wenn ich, ehrlich gesagt, noch nicht so hundertprozentig weiß, was das sein wird." Das sagt Antje Lüttmann, die neue beziehungsweise erste Streetworkerin in Haan. Am 1. November hat die 39-jährige Hagenerin den Posten an der Alleestraße 6 angetreten.
Natürlich weiß die diplomierte Sozialarbeiterin, was auf sie zukommt. Schließlich hat sie in ihrer Heimatstadt schon reichlich Erfahrung gesammelt. Allerdings weiß sie noch nicht so recht, was sie in Haan zu erwarten hat.
Die Kleinstadt ist mit einer knapp 200.000 Einwohner zählenden Ruhrgebietsmetropole eben nicht zu vergleichen. Dass es in Haan ausschließlich beschaulich zugeht, glaubt Antje Lüttmann trotzdem nicht.
Momentan nimmt sie eine Bestandsaufnahme und Bedarfsermittlung vor. "Ich habe die vergangenen Wochen in erster Linie damit zugebracht, mich mit der Stadt vertraut zu machen, mal in den verschiedenen Jugend- und Sozialeinrichtungen vorbeizuschauen, ,Guten Tag’ zu sagen, und mich einfach vorzustellen", sagt die 39-Jährige, die auch schon erste konkrete Kontakte knüpfte. So beginnt für sie jeder Morgen um 8 Uhr mit dem Besuch des Frühstückscafés im Jugendhaus. "Dabei lernt man sich bestens kennen."
Der Erfahrungsschatz, aus dem Antje Lüttmann schöpft, ist groß. In Hagen durchlief die Sozialpädagogin sämtliche Bereiche der Sozialarbeit von den Senioren bis zum Nachwuchs, leitete lange Jahre ein Jugendzentrum. Danach nahm sie eine Auszeit vom Job, wechselte in ein völlig anderes Metier und managte in Hagen ein bekanntes Tonstudio.
Musikgrößen wie Udo Lindenberg, Peter Maffay oder Joachim Witt gaben sich bei Antje Lüttmann die Klinke in die Hand. "Das war schon klasse, und ich möchte diese Zeit nicht missen", sagt die 39-Jährige, die in ihrer Freizeit am liebsten Hard- oder Gothic Rock hört.
Vor zweieinhalb Jahren kehrte sie jedoch wieder in ihren alten Beruf zurück. "Er macht halt immer noch am meisten Spaß." Vor allem die Arbeit mit den Menschen vor Ort, die Mobilität, die damit verbunden ist, das Verknüpfen der verschiedenen sozialen Angebote in einer Stadt, etwas aufzubauen und zu helfen - das seien die Gründe, warum sie sich jetzt auf die Stellenausschreibung in Haan bewarb.
"Wir haben die Stelle nicht ausgeschrieben, weil unsere Stadt besonders viele Probleme hätte oder Brennpunkte", sagt die Leiterin des Jugendamtes, Elke Fischer. "Es gab einen entsprechenden Ratsbeschluss, ein ergänzendes Angebot für Haan und Gruiten anzubieten. Vor allem geht es uns darum, bei den Leuten die Hemmschwelle zum Jugendamt abzubauen. Denn der Ruf, der uns vorauseilt, ist naturgemäß nicht der beste."
Dank Antje Lüttmann und ihrer "Mediatorentätigkeit" sollte sich das ändern. Gleichwohl bestätigte Fischer, dass auch in Haan nicht nur eitel Sonnenschein herrsche. Der Park Ville d’Eu, die Marktpassage oder der Schillerpark seien durchaus Orte mit Gefahrenpotenzial.
"Nichts Dramatisches, aber es kann nicht schaden, wenn gerade dort jemand präsent ist." Wobei sie betont, dass die Streetworkerin keinesfalls ein verlängerter Arm des Ordnungsamtes sei. "Ich habe einfach das Ohr an der Szene, bin das Bindeglied zwischen der Straße und den Einrichtungen", beschreibt Antje Lüttmann ihre Funktion.
Seit Montag hat die 39-Jährige sogar Verstärkung, denn mit Losada Santana gibt es in Haan jetzt auch einen eigenen Stadtjugendpfleger - aber das ist eine andere Geschichte.