Erkrath: Musikalische Grenzgänger
Erkrather Schüler haben Altersgenossen aus drei Ländern zu Gast.
Erkrath. Heino oder Hansi Hinterseer? Geht gar nicht. "Schwarzbraun ist die Haselnuss" als Fetenhit? Das wäre vermutlich die absolute Spaßbremse. Da waren sich die Schüler der Albert-Schweitzer-Schule ziemlich schnell einig. Drei Jahre lang haben 20 von ihnen an einem Musikprojekt der Europäischen Union teilgenommen. "Music without borders" war das Motto, auf Deutsch: Musik ohne Grenzen. Über die ganze Zeit hinweg gab es Kontakte zu Jugendlichen in Portugal, Litauen und Bulgarien. In der letzten Woche waren jeweils sechs Schüler aus allen drei Ländern zu Gast in Erkrath.
Aber was hat das Ganze nun mit Volksmusik zu tun? "Wir haben für das Projekt einen Fragebogen entworfen und sind damit in die Fußgängerzone gegangen", sagt Musiklehrer Michael Bretzke. Die Jugendlichen wollten wissen, wie groß die Fangemeinde der deutschen Volksweisen eigentlich noch ist. "Bei Leuten unter 40 sind sie eigentlich tot", zog Bretzke ein Fazit, das wohl kaum jemanden wirklich überraschte. Warum das so ist, war schnell erklärt: "Da ist einfach kein Pep drin. Das ist todlangweilig", findet Ken (16). Klassenkameradin Bärbel wird noch deutlicher: "Das ist was für alte Leute. Die Texte sind voll daneben."
Dass bei den Gästen aus Litauen und Bulgarien die landestypische Volksmusik im Trend liegt, können die beiden dennoch gut verstehen. "Das ist dort einfach Alltag", glauben die Zehntklässler. Zumindest Bärbel weiß, wovon sie spricht. Die Hauptschülerin war im vergangenen Jahr in Litauen, um dort die Partnerschule des Musikprojektes zu besuchen. Für die Erkrather Schüler war das eine gute Gelegenheit, um in die Kultur des fremden Landes reinzuschnuppern. Der musikalische Austausch fand allerdings überwiegend über das Internet statt. Selbst komponierte Stücke und die landestypische Musik wurden hin und her verschickt.
Aber Heino und Hansi Hinterseer fehlten auch da, denn die Hörgewohnheiten der deutschen Schüler sind einfach anders. "Die meisten mögen HipHop", sagt Schülersprecher Marcel Lyka. Deshalb wurden Stücke von Sido und den Fantastischen Vier gecovert. "Die Lehrer haben das Altbierlied gesungen", so Projektleiter Michael Bretzke. Am Freitag standen jedenfalls alle Schüler auf der Bühne. Mit Akkordeon, Geige und allem, was man so braucht, um die landestypische Musik zum Besten zu geben.
Ein gemeinsames Lied gehörte auch zu den Projektergebnissen. Die Schüler steuerten jeweils eine Strophe in ihrer Landessprache bei, der Refrain wurde auf Englisch gesungen. Das war auch die Sprache, in der sich alle ganz gut miteinander unterhalten konnten. "Der Rest ging mit Händen und Füßen", verriet Niklas (16).