Gruiten: Die Gaststätte „Schwan“ macht Sonntag zu
Der Pächter der Gaststätte, Joachim Kruse, zieht schon jetzt einen Schlussstrich. Die Einnahmen reichen nicht mehr.
Gruiten. Der Countdown läuft. Im "Schwan" sind die allerletzten Stunden angebrochen. Am Sonntag öffnet sich die Eingangstür zum Schankraum und zur Gaststätte noch einmal - aber dann ist definitiv Feierabend.
Eigentlich sollte das Traditionshaus, das auf eine 110-jährige Geschichte in Gruiten-Dorf zurückblickt, erst Ende März nächsten Jahres schließen. Doch Pächter Joachim Kruse wirft die Brocken schon jetzt hin. "Es geht einfach nicht mehr. Ich verdiene nichts mehr", sagt der 54-Jährige, der seit Ostern weiß, dass das Aus bevorsteht.
Im April hatte der Besitzer des "Schwans", der ehemalige SPD-Ortsvereinsvorsitzende Peter Küpper, Kruse mitgeteilt, dass er das denkmalgeschützte Fachwerkhaus künftig privat für sich und seine Familie nutzen möchte.
Ein Schock für den Gastwirt, "von dem ich mich inzwischen allerdings ein wenig erholt habe". Vor knapp zehn Jahren hatte Kruse die Gaststätte mit seinem Bruder übernommen, Geld, Zeit und vor allem jede Menge Herzblut investiert.
Was der gelernte Fernmeldetechniker allerdings nicht verkraften konnte beziehungsweise nicht weiter verkraften will, ist die finanzielle Seite. "Es wird immer schwerer. Ich lege ständig nur drauf. Aber wofür eigentlich noch?"
Nach dem schlechten Geschäft im verkorksten Sommer sei nun der Winter angebrochen, so dass eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nicht in Sicht sei.
"In den vergangenen Jahren hat man immer einen Lichtstreif am Horizont gesehen. Denn das nächste Frühjahr und der nächste Sommer würden ja kommen. Du hast also jedes Mal weitergemacht, investiert und die mauen Monate einfach weggesteckt. Aber jetzt ist kein Land mehr in Sicht."
Mehr noch: "Mir ist meine Existenz unter den Füßen weggezogen worden", sagt Kruse, der obendrein die Pächterwohnung räumen muss. "Allerdings will ich dann auch dort so schnell wie möglich raus."
Auf seinem Schreibtisch türmen sich derweil die Unterlagen. Das Geschäft muss aufgelöst werden, eine neue Wohnung muss her und - vor allem - ein neuer Job. Alles ebenfalls Gründe, warum Joachim Kruse nicht mehr will. "Denn zu tun habe ich damit wahrlich genug."
Die Gerüchteküche "im Dorf" brodele zwar gewaltig, "aber offiziell weiß noch keiner, dass ich schon am Sonntag meinen Ausstand gebe", hofft der 54-Jährige, dass ihm der Abschied nicht ganz so schwer gemacht wird.
"Ich hätte ja gerne bis März weitergemacht, aber ich muss der Realität ins Auge sehen. Und die lässt mir einfach keine andere Handlungsweise übrig. Mein Motto ist dabei ganz klar: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende."