Haan: Vorlesepaten dringend gesucht
Bildung: Mit ihrer Hilfe wird das Sprachverständnis gefördert. An Kindergärten und Grundschulen ist die Nachfrage groß.
Haan. "Ich hoffe, dass sich meine Liebe zum Lesen überträgt." Seit zwei Jahren gehört die ehemalige Grundschullehrerin Ingrid Obermann zum festen Stamm der sieben Vorlesepaten. Die Initiative der Stadtbücherei wurde vor drei Jahren gegründet. Dringend werden weitere Interessenten für dieses Amt gesucht. Denn die Nachfrage an Kindergärten und Grundschulen ist groß.
"Für manche Kinder ist Vorlesen Neuland", bedauert Margret Zieger. Auch die Hochdahler Gymnasiallehrerin in Altersteilzeit engagiert sich in der Haaner Leseförderung. Der einhellige Tenor bei einem Treffen von Vorlesern und solchen, die es werden wollen: Der Bedarf ist ebenso groß wie die Defizite mancher Kinder im Lesebereich.
"Ich halte es für bedenklich, dass Störungen bei Kindern zunehmen. Das gilt sowohl für das Zuhören können wie auch für das Lesen selbst", sagt Margret Zieger und spricht der Runde von 15ehemaligen Erzieherinnen und Lehrerinnen aus der Seele. Es sei beunruhigend, wie unkonzentriert und unruhig viele Kinder seien. Ihr Sprachverständnis zu fördern, ist ein Ziel dieser Leseförderung.
In Kindertagesstätten und Offenen Ganztagsschulen (Ogata) führt Margret Zieger ihre kleinen Zuhörer durch Tanz und Theater lebhaft an Bücher heran. "In Bayern werden zum Beispiel Kinder von Lesepaten aus den Klassen herausgenommen und gezielt gefördert", führt sie ein nachahmenswertes Vorbild an.
Dass es im Lesebereich hapert, ist kein für Haan typisches Problem, wie die jüngste Pisa-Studie beweist. Nach der landete Deutschland erneut auf einem hinteren Rang. Umso wichtiger ist das pädagogische Konzept der Bücherei. "Inzwischen werden drei Ganztagsgrundschulen und vier Kindertagesstätten von unseren Vorlesepaten besucht. Dadurch können die Einrichtungen ihr Leseförderprogramm erweitern und attraktiver gestalten", sagt Büchereileiterin Gabriele Schnabel.
Maßgeblich vorbereitet wurde das Treffen in Haan von der Wuppertalerin Luise Brockmann, die Tipps aus ihrer langjährigen Erfahrung geben kann. Motiviert werden die neuen Lesepaten auch durch das Beispiel von Dorothee Preiß. Die Mutter von zwei Kindern ist Lesepatin in der Offenen Ganztagsgrundschule Gruiten und Verfechterin von Bilderbüchern: "Über Bilder werden schon die Kleinen an Bücher herangeführt", sagt sie. "Kinder kriechen förmlich in ein Buch hinein", hat auch Ingrid Obermann bei ihren Vorlesungen festgestellt. "Sie brauchen aber jemanden, der sie anleitet." Dieser Aufgabe stellen sich verstärkt die Bibliotheken. "Die aktive Auseinandersetzung mit Texten ist für den Schulerfolg bedeutend", sagt Gabriele Schnabel. "Förderung von Lesefreude ist eine Voraussetzung für die Wahrnehmung von Bildungs- und Lebenschancen."