Tafel - Fronten nach wie vor verhärtet
Die Kunden der Tafel fühlen sich begafft, die Anwohner sehen sich belästigt.
Mettmann. Vor vier Wochen hat die Tafel ihren neuen Standort an der Römerstraße eröffnet. Seither scheint der Streit um die Grenze zwischen Arm und Reich genau an diesem Wendehammer ausgetragen zu werden. Auf der einen Seite fühlen sich die Anwohner belästigt und gestört. Auf der anderen Seite klagen die Kunden der Tafel darüber, dort nicht geduldet zu sein.
„Wir werden begafft und fotografiert. Es wurde Sperrmüll mitten auf die Straße gestellt, damit die Lieferwagen der Tafel ihre Waren nicht ausladen konnten“, klagt eine Frau, während sie sich in die Schlange der Wartenden einreiht. „Ich war auch zwölf Jahre selbstständig. Jeder kann in eine Krise geraten. Die Leute dort sind reich und akzeptieren uns nicht“, glaubt ein anderer Besucher der Tafel.
Währenddessen schneidet Hans-Joachim Benner die Hecke im Vorgarten seines Hauses. „Ich mache jetzt zu dieser Zeit immer meine Gartenarbeit“, sagt der Anwohner, der sich vom Tafelbetrieb belästigt fühlt. Gemeinsam mit anderen Bewohnern der Römerstraße hat er sich bereits in einem Beschwerdebrief an die Diakonie gewandt, um auf die Probleme aufmerksam zu machen: Verkehrschaos, verschmutzte Parkanlagen und fehlende Toiletten, die manche Tafelbesucher offenbar in die umliegenden Grünanlagen getrieben haben.
Hinzu kommt, dass in der Sackgasse nach Ansicht einiger Bewohner nicht genug Parkplätze vorhanden sind. Es soll mit Kunden der Tafel schon Streit gegeben haben, wer wo mit seinem Auto halten darf, um etwas ein- oder auszuladen. Eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes, die zufällig Zeugin der Auseinandersetzung wurde, soll schlichtend eingegriffen haben.
Eine Lösung für das Standortproblem haben die Anwohner bereits: „Das Gemeindezentrum in Mettmann-Süd ist doch groß genug. Dort könnte man die Tafel doch unterbringen“, meint Hans-Joachim Benner. Nach wie vor scheinen die Fronten an der Römerstraße verhärtet zu sein. Obwohl sich die Diakonie als Tafelbetreiber darum bemüht hat, die von den Anwohnern beklagten „Missstände“ zu beseitigen.
„Unsere Kunden wissen jetzt, dass sie hier im Gebäude eine Toilette benutzen können. Wir haben Mülleimer aufgestellt und schauen auch nach den Öffnungszeiten noch mal auf der Straße nach, ob alles ordentlich ist“, sagt Ulrike Haug. Die selbstständige Unternehmensberaterin arbeitet seit sechs Jahren ehrenamtlich für die Tafel und kann die Bedenken der Anwohner durchaus verstehen. „Das ist schlecht kommuniziert worden“, glaubt sie. Deshalb sucht sie den Kontakt zu den Nachbarn.
Die 70 Kunden der Tafel, die sich an diesem Ausgabetag auf der Liste eingetragen haben, kennt sie alle persönlich. „Man ist nicht in Sack und Asche, wenn man bedürftig und auf die Unterstützung der Tafel angewiesen ist. Die Leute haben einfach nur zehn Euro am Tag, mit denen sie auskommen müssen“, sagt Ulrike Haug.
Bei den Kunden der Tafel gibt es übrigens keine Klagen über den neuen Standort. Die meisten kommen mit dem Bus, mit dem Fahrrad oder zu Fuß in die Römerstraße. „Wir sind dankbar dafür, dass uns jemand hilft“, sagt eine ältere Frau, die nach vielen Berufsjahren mit 600 Euro Rente auskommen muss. „Die Leute hier vergessen, dass wir auch ganz normal gearbeitet haben“, kann sie den Rummel nicht verstehen. An diesem Tag gibt es keinen Müll und keine Unordnung.