Tafeln für Nazi-Opfer im Tal
Der Kreisumweltausschuss berät heute über die Aufstellung von zwei Namensschildern im Neandertal.
Zwei Gedenktafeln sollen an die Opfer des Nationalsozialismus im Neandertal erinnern. Mit einer entsprechenden Beschlussvorlage befasst sich heute der Ausschuss für Umwelt-, Landschafts- und Naturschutz des Kreises. Die Fraktion Die Linke hatte dort zuvor den Antrag eingebracht, mit zwei Namenstafeln der im Neandertal inhaftierten und getöteten Nazi-Gegner sowie der in den Kalkwerken beschäftigten Zwangsarbeiter zu gedenken. „Der Vorschlag, im Neandertal an herausragender Stelle und am authentischen Ort daran zu erinnern, ist zu begrüßen“, so Joachim Schulz-Hönerlage.
Der Kreisarchivar ist derzeit mit der historischen Aufarbeitung der Geschehnisse befasst. Dabei stützt sich die lokalgeschichtliche Einordnung vor allem auf die Publikationen von Rainer Koester, der sich in der Vergangenheit bereits in diversen Publikationen mit der Thematik beschäftigt hatte. So ist beispielsweise bekannt, dass die Koburg von der SA-Standarte 258 als „Folterkeller“ genutzt wurde.
„Dort wurden die Verhafteten verhört, gefoltert und misshandelt. Einige wurden getötet, starben infolge der erlittenen Verletzungen oder begingen anschließend Selbstmord“, so Schulz-Hönerlage. Nach Kriegsende hatte vor dem Wuppertaler Landgericht der Koburg-Prozess stattgefunden, in dem ehemalige SA-Angehörige zu Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt wurden.
Umfangreiche Überlieferungen gibt es auch zu den im Kalkwerk Neandertal beschäftigten Zwangsarbeitern. Dazu gehörten nicht nur ausländische Kriegsgefangene, sondern auch Häftlinge aus Konzentrationslagern und Juden aus Ghettos und Arbeitslagern. „Eine ausführliche Darstellung und Würdigung wird in einer der nächsten Ausschusssitzungen erfolgen“, kündigt der Kreisarchivar an.
Bis dahin sollen auch die bislang noch offenen Fragen geklärt werden. Dabei geht es insbesondere um einen möglichen Standort für die Gedenktafeln. Die Koburg oder auch die Kalkwerke als unmittelbare Orte der Geschehnisse stehen dabei nicht auf der Ideenliste. „Sie liegen zu weit abseits. Die meisten Besucher halten sich im zentralen Talraum auf“, heißt es in der Beschlussvorlage. Gemeint sind das Museumsumfeld und der dort entstehende „Neanderpark“. „Grundsätzlich erscheint der Platz aufgrund seiner zentralen Lage als geeigneter Standort für die Gedenktafeln“, so Joachim Schulz-Hönerlage. Allerdings befänden sich die Planungen für die Neugestaltung des Areals noch in einer sehr frühen Phase, so dass grundsätzliche Aussagen zu einem möglichen Standort noch nicht gemacht werden könnten. Mit einer Fertigstellung des Neanderparks sei frühestens 2018 zu rechnen. Schulz-Hönerlage: „Daher stellt sich die Frage nach einem vorläufigen oder einem gänzlich anderen Aufstellungsort für die Tafeln.“ Im Gespräch seien auch das Museumsumfeld und der ehemalige Standort der „Neanderhöhle“.