Wachwechsel bei der Wehr

Wachleiter Hans-Peter Thiel geht nach 22 Jahren Dienst in Mettmann in den Ruhestand.

Mettmann. Die Bilder von Leid und Not, die der Feuerwehrmann Hans-Peter Thiel bei seinen unzähligen Einsätzen erlebt hat, haben sich nicht in sein Gedächtnis eingebrannt. „Man kann nicht ständig das Leid der Welt auf seinen Schultern tragen, ansonsten geht man daran seelisch zugrunde. Dann kann man den Beruf nicht machen“, sagt Thiel. Nach 22 Jahren im Dienst der Stadt hat Thiel am 31. Oktober seinen letzten Einsatz: Er wird seinen Abschied auf der Wache geben. Dann ist Schluss.

Doch eine Geschichte geht Thiel nicht mehr aus dem Kopf. „Ich war bei Willi Schäfer, dem Geschäftsführer des Kalksteinwerks Neandertal. Er sagte zu mir, dass ich ja ein netter Kerl sei, er mich aber lieber gar nicht auf seinem Gelände sehen würde. Am nächsten Tag sind wir dorthin ausgerückt, weil zwei Sprengmeister verschüttet worden waren.“ Die Männer wurden Stunden nach dem Unglück unter tonnenschweren Gesteinsbrocken lebend geborgen.

Die 60 Jahre sieht man dem Mann aus dem Eifeldörfchen Speicher gar nicht an. „Doch mit 60 ist Feierabend, scheidet man aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus“, sagt er. Zwar hätte ihn der Bürgermeister gerne noch länger als Abteilungsleiter für Feuerschutz und Rettungswesen beschäftigt, aber Thiel winkte ab.

Doch die Feuerwehruniform will er noch nicht an den Nagel hängen. Als Bezirksbrandmeister, Chef von 14 000 freiwilligen Feuerwehrleuten im Regierungsbezirk Düsseldorf, wird er noch weitermachen. „Bis ich 65 bin, wenn ich gesund bleibe.“

Als stellvertretender Stadtbrandmeister trat Thiel am 1. November 1991 seinen Dienst bei der Stadt an. Zuvor war er von 1979 bis 1991 bei der Berufsfeuerwehr in Düsseldorf.

In Mettmann hat der ehemalige Stadtbrandmeister viel verändert. Unter anderem sorgte er 1994 dafür, dass die Wache umgebaut wurde, damit die Einsatzfahrzeuge bei einem Alarm nicht mehr zur Laubacher Straße in Richtung Konrad-Heresbach-Gymnasium, sondern zur Straße Am Rathaus ausrückten.

Ein Jahr später wurde die neue Fahrzeughalle mit neuen Sozialräumen darüber gebaut. Und 1995 zog die Kreisleitstelle der Feuerwehr auf die Feuer- und Rettungswache. Thiel setzte sich zudem dafür ein, dass die Wache Lehrrettungswache wurde, die seit 1994/95 Rettungssanitäter und Rettungsassistenten ausbildet. Und bis auf wenige Fahrzeuge hat die Feuerwehr inzwischen auf Digitalfunk umgestellt. Thiel: „Das hätte ich alles nicht erreicht, wenn nicht die ganze Truppe mitgespielt hätte.“

Auch wenn sein beruflicher Weg zunächst ein anderer war — er lernte Elektrotechniker — war die Feuerwehr von Jugend an Thiels Passion. In der Eifel ist die Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr Ehrensache, wird von Generation zu Generation weitergegeben. „Mein Vetter war Kreisbrandmeister von Bitburg-Prüm. Und es gibt Bilder von meinem Urgroßvater in Feuerwehruniform mit Messinghelm und Schleppsäbel.“ Mit 16 Jahren trat Hans-Peter Thiel der Feuerwehr bei.