Wahlpodium in Mettmann Direktkandidaten diskutieren über Videoüberwachung

Mettmann · Beim GVM-Wahlpodium diskutierten die Kandidaten unter anderem über eine Videoüberwachung für den Jubi.

Diskutierten zweieinhalb Stunden miteinander: (v.l.) Matthias Stascheit (SPD), Christian Untrieser und Martin Sträßer (beide CDU).

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Braucht der Jubiläumsplatz eine Videoüberwachung, um dort für mehr Sicherheit zu sorgen? Mit dieser Frage geriet am Mittwochabend die Landespolitik unter das lokale Mettmanner Brennglas. Heruntergebrochen aus den manchmal sauerstoffarmen Höhen des Wahlkampfs ließen sich die Unterschiede von CDU, SPD, Grünen und FDP genau markieren. Bei der Podiumsdiskussion der Gesellschaft Verein zu Mettmann (GVM) sprachen sich die beiden Mettmanner Direktkandidaten der CDU, Christian Untrieser und Martin Sträßer, für mehr Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen und an S-Bahnhöfen aus – das erhöhe das Sicherheitsempfinden der Bürger.

Matthias Stascheit (SPD), Ina Besche-Krastl und Esther Kanschat (Grüne) widersprachen energisch. Besche-Krastl gab zu bedenken, dass viele Verbrechen unmittelbar vor Überwachungskameras geschähen: „Das hat noch nie eine Straftat verhindert.“ Stascheit sagte: „Eine Videoüberwachung macht nur Sinn, wenn eine Polizeiwache gleich nebenan ist – in der Düsseldorfer Altstadt zum Beispiel.“ Auf den Plätzen und S-Bahnhöfen im Kreis Mettmann würde es zu lange dauern, bis Beamte vor Ort wären und eingreifen könnten. Thomas Sterz (FDP) empfahl, intensiver die Prävention zu nutzen, um Straftaten zu verhindern.

CDU sagt, dass es unter Reul sicherer geworden ist

Neben Thomas Sterz (FDP) sorgten Ina Besche-Krastl (Mitte) und Esther Kanschat für grüne Akzente in der spannenden Diskussion.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Insgesamt machten die Christdemokraten in der Runde deutlich, dass unter Landesinnenminister Herbert Reul die Innere Sicherheit in Nordrhein-Westfalen deutlich zugenommen habe. Das Land NRW habe die niedrigsten Kriminalitätszahlen seit der Wiedervereinigung. Hier grätschte Matthias Stascheit dazwischen. Damit vereinnahme die schwarz-gelbe Landesregierung in Düsseldorf eine demografische Entwicklung als Erfolg für sich: „Da die Bevölkerung in NRW immer älter wird, gibt es weniger junge Männer zwischen 20 und 30, die zu den Haupttätergruppen zählen.“ Besonders intensiv wurden in den zweieinhalb Stunden die Themen Bildung und Umwelt/Klimaschutz diskutiert. Martin Sträßer (CDU) listete auf, welch schweres Schul-Erbe die liberal-konservative Landesregierung 2017 von Rot-Grün übernommen habe. So habe es nur eine sieben Jahre alte Lehrerbedarfsplanung gegeben, der Stopp der Förderschulen und G8 mussten rückgängig gemacht werden. „Und 2017 waren nur 15 Prozent der NRW-Schulen ans Breitbandnetz angeschlossen, heute sind es 85 Prozent – und die restlichen Schulen werden noch in diesem Jahr folgen.“

Auch hinter diese Erfolgszahlen malten SPD und Grüne Fragezeichen. Ester Kanschat von den Grünen machte deutlich, dass die Pandemie die Digitalisierung der Schulen beschleunigt habe, nicht die aktuelle Landesregierung. Matthias Stascheit führte den Mangel an Grundschullehrern zurück auf die seiner Meinung ungerechte Bezahlung. Auch hier konterte Sträßer: „Eine Lehrerausbildung dauert sieben Jahre. Erst in der kommenden Legislaturperiode werden wir die Früchte unserer Schulpolitik ernten könnten.“

In der Umweltdiskussion betonten alle Kandidaten, wie nachhaltig sie mit S-Bahn, Elektro-Fahrrädern und -autos unterwegs seien. Esther Kanschat von den Grünen kritisierte: „Mich stört, dass wir Menschen immer anhand von nur ein, zwei exemplarischen Punkten beurteilen.“ Es fiel die Vokabel vom „Tugend-Terror“.

Deutliche Unterschiede zeigten sich bei der Frage, wie den die Energieversorgung in Deutschland angesichts des Ukraine-Kriegs gesichert werden könne. Thomas Sterz regte an, die aktiven Atommeiler länger laufen zu lassen. Ina Besche-Krastl schüttelte energisch den Kopf: „Spaltbares Uran kommt aus Russland und der Ukraine. Man kann doch nicht so tun, als mache uns die Atomenergie unabhängig.“

Christian Untrieser bekannte sich zum Wahlprogramm der CDU mit einem Kohleausstieg so rasch wie möglich – ergänzt um den Vorschlag, Kohlekraftwerke als Reserve für dunkle, windstille Wintertage bereit zu halten.

Matthias Stascheit mahnte an: „Mir wird zu wenig über andere Brückentechnologien geredet.“ Er nannte große Wärmepumpen und eine stetige Verbesserung der Energiespeichertechnik als Beispiele. Die Mettmanner CDU-Chefin Gabriele Hruschka wandte sich in der Fragerunde zum Schluss mit einem Appell an die Podiumsteilnehmer: „Bitte nehmen Sie die Bürger in der Klimadiskussion mit. Ansonsten kommen wir nicht voran.“