Waldorfschule Haan-Gruiten: Feldarbeit statt Mathe-Klausur

Pädagogik: Ihr Landwirtschaftspraktikum führte Schülerinnen der Waldorfschule bis nach Schottland und Südfrankreich.

Gruiten. Ein Praktikum in der Landwirtschaft? Das klingt nach Stall ausmisten, Hühner füttern und Traktor fahren, nach ausgedehnten Arbeitszeiten und mitunter auch eintöniger Arbeit. Aber das war genau das, was Hannah Berger so gut gefallen hat. Die 15 Jahre alte Waldorfschülerin hat, so wie ihre 37 Klassenkameraden, ein landwirtschaftliches Praktikum absolviert.

Vier Wochen lang war sie auf einem Weingut in Neustadt in Süddeutschland im Einsatz, hat täglich im Weinberg gearbeitet. "Im Frühjahr macht man die Feinarbeit an den Reben", sagt sie, Weinlese und -herstellung stehe erst im Herbst an. "Ich habe auf einem Biolandhof gearbeitet, da wird alles von Hand gemacht", sagt die Schülerin weiter.

Und so musste sie täglich in den Weinberg, um die Reben von doppelten Trieben zu befreien. "Das war eintönig, relativ langweilig und hat trotzdem Spaß gemacht", sagt sie und klingt immer noch begeistert.

Das sind auch Antonia Hennecke, Elisabeth Born und Luisa Keller. Sie haben ebenfalls in den vier Wochen nur positive Erfahrungen gemacht, allen voran Antonia (15), die sich für die Arbeit auf einem Weingut in Südfrankreich entschieden hatte, und Elisabeth (15), die ihre Praktikumszeit in den schottischen Highlands verbrachte.

Luisa (15) war auf dem Schlehenhof in der Rhön. Zwischen Pferden, Schafen, Ziegen und Hühnern verbrachte sie ihre Tage, die morgens zwischen 5 und 8 Uhr anfingen und erst am Abend zu Ende gingen. "Eines morgens haben wir ein totes Böcklein mit einem ausgestochenen Auge gefunden", erzählt sie auch von weniger schönen Erfahrungen. Dennoch hat sie jetzt schon beschlossen, den Schlehenhof wieder zu besuchen.

Auch Elisabeth und Hannah wollen noch einmal dorthin, wo sie vier angenehme Wochen verbracht haben. Elisabeth will in Schottland ihre Englischkenntnisse aufbessern, Hannah im Herbst unbedingt die Traubenlese miterleben. Auch Antonia hat es in Südfrankreich sehr gut gefallen, aber ein zweites Mal zieht es sie nicht dorthin. "Es ist eine Schweizer Familie, die das Weingut betreibt, da habe ich leider nicht so viel Französisch gesprochen", bedauert sie.

Heimweh hatte keines der vier Mädchen, im Gegenteil: "Es war ganz schön, mal von zu Hause und der Schule weg zu sein", sagen sie übereinstimmend. Ebenso einig sind sie sich, dass sie keinen Beruf in der Landwirtschaft wählen werden.

Und was möchten die vier später stattdessen beruflich machen? Hilfe bei der Antwort auf diese Frage soll ein vierwöchiges Praktikum bringen, das im nächsten Schuljahr ansteht. Allerdings weiß bislang nur Hannah, wo sie diese Zeit verbringen wird: "Bei einer Geigenbauerin in Düsseldorf", sagt sie. "Sie repariert auch meine Instrumente - und sie ist sehr nett."