Gesundheit in Mettmann Warum eine Krebsdiagnose kein Todesurteil sein muss

Mettmann · Bis vor wenigen Monaten mussten Krebspatienten aus dem Kreis Mettmann noch für eine Beratung bis ins Ruhrgebiet fahren. Seit September berät Katja Schenk Betroffene, ebenso wie Angehörige oder Interessierte kostenlos von der Mettmanner Innenstadt aus.

Anne Rillig und Katja Schenk informieren und beraten in der Krebsberatungsstelle an der Mühlenstraße.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Statistisch betrachtet erkrankt jeder zweite in NRW irgendwann an Krebs, sagt Anne Rillig. Sie ist studierte Sozialarbeiterin, Psychoonkologin und Leiterin der Krebsberatung von Parisozial in Essen. Sie weiß aus ihrer Arbeit und langjährigen Erfahrung, wie niedergeschlagen und orientierungslos Menschen nach einer solchen Diagnose zurückbleiben. Ihnen in dieser völlig neuen Lebensrealität Stabilität zu geben, sie zu entlasten und zu informieren, das hat sich die Krebsberatung auf die Fahne geschrieben.

Seit September vergangenen Jahres gibt es eine solche Anlaufstelle in Mettmanns Innenstadt an der Mühlenstraße 15, unweit der Jubiläumsplatzes. Bislang mussten Krebspatienten aus dem Kreis Mettmann nach Essen, Duisburg oder Düsseldorf fahren, verrät Rillig. Dank finanzieller Unterstützung durch den Kreis Mettmann, das Land NRW sowie des GKV Spitzenverbandes (Bund der Krankenkassen) konnte im vergangenen Herbst eine weitere Außenstelle im Herzen Mettmanns eröffnet werden. Doch was genau bietet die Beratungsstelle? Wie kann sie Krebspatienten helfen?

Katja Schenk ist diplomierte Sozialarbeiterin und systemische Beraterin und als solche seit vergangenem Herbst auch für Krebspatienten im Kreis Mettmann zuständig. Sie hilft allein schon damit, dass sie den Menschen ein offenes Ohr bietet, sich ihre Sorgen und Ängste anhört und ihnen beispielsweise wertvolle Werkzeuge an die Hand gibt, um sich emotional zu sortieren, zu entspannen und Kraft für den anstrengenden Weg zu finden.

Denn eine Krebsdiagnose ist nicht gleich ein Todesurteil, betonen Rillig und Schenk. Trotzdem ist es eine belastende Diagnose verbunden mit zehrenden Folgemonaten, wenn nicht gar Jahren. „Viele wollen ihre Familien oder ihr Umfeld nicht belasten oder schämen sich, über gewisse Dinge mit ihnen zu sprechen“, weiß Schenk. Neben einer klassischen Beratung, in der den Klienten beispielsweise weitere Anlaufstellen, Hilfegruppen, Sportangebote oder ähnliches vermittelt werden können, unterstützt die Krebsberatungsstelle Mettmann auch bei Sozialhilferechtlichen Fragen.

Schenk hilft zum Beispiel dabei, Vorsorgevollmachten auszufüllen oder Patientenverfügungen. Sie berät zu finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten und bringt Licht und Orientierung im Dschungel der Sozialleistungen. Darüber hinaus hält die Krebsberatungsstelle auch eine psycho-onkologische Beratung vor. Hier lernen Klienten ihre Ängste und den ganzen Stress zu bewältigen, wie sie Widerstandskraft aufbauen.

Schenk begleitet in akuten Krisensituationen und bietet den Betroffenen, aber auch ihren Angehörigen oder Freunden Halt. Die psycho-onklogische Beratung ersetzt allerdings nicht den klassischen Psychologen. „Manchmal bringen Krebspatienten eine psychologische Erkrankung mit oder entwickeln diese nach der Diagnose“, sagt Rillig. In solchen Fällen würden die Berater die Klienten an die Fachärzte verweisen. „Häufig reicht es aber aus, wenn man einfach nur mal alles loswerden kann, was einen beschäftigt.“ Diese Entlastung finden Krebspatienten in der Krebsberatungsstelle. „Das Einzige, was man dafür tun muss, ist das Telefon zu nehmen und uns anzurufen. Das ist die einzige Hürde.“

Katja Schenk bietet montags und freitags Vor-Ort-Sprechstunden nach Terminabsprache an. Eine Beratung kann aber auch rein telefonisch oder online per Video-Telefonie abgehalten werden. Die Beratung ist dabei kostenlos und kein einmaliges Angebot. „Manchmal begleiten wir Menschen auch über einen längeren Zeitraum. Sie kommen dann immer, wenn sie es brauchen“, erklärt Schenk. Die Beratungsstelle in der Mühlenstraße 15 ist komplett barrierefrei und somit für alle zugänglich.