Zahl der Pflegekinder in Mettmann steigt

Hinzu kommen noch unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, die untergebracht werden müssen.

Foto: Peter Steffen

Mettmann. Eva-Christina Döpp und Kirstin Rüttgers kümmern sich in der Stadtverwaltung um Pflegekinder und Adoptionen. Die Fallzahlen sind bei Pflegekindern erheblich gestiegen. In Zahlen: Im Jahr 2013 wurden 33 Pflegekinder betreut, 2014 waren es bereits 34 und in diesem Jahr sind es bis zum Stichtag 30. September 44 Kinder, die in „Pflegeverhältnissen“ leben.

Konkret: Von den zwölf Neufällen wurden vier Kinder in Verwandten- und in ein Dauerpflegeverhältnis übernommen. Weitere vier Kinder sind vom Jugendamt in eine Pflegestelle auf Zeit untergebracht, drei Kinder sind in Obhut genommen worden und befinden sich in Bereitschaftspflegefamilien. Ein Jugendlicher hatte sich eine ihm bekannte Pflegefamilie selbst gewählt, die Integration ist nicht gelungen und wurde seitens der Pflegefamilie ungeplant beendet, so dass der Jugendliche Inobhut genommen werden musste. Ein Kind konnte nach mehrjähriger Verwandtenpflege zur Mutter zurück kehren. Sechs Pflegeverhältnisse wurden wegen wechselnder Zuständigkeit an andere Jugendämter übergeben.

Ein Problem ist die Pubertät. Sie stellt jeden jungen Menschen vor die Herausforderung, sich mit seiner Herkunft auseinander zusetzen und im weiteren Verlauf, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und zu festigen, heißt es in dem Jahresbericht. Pflegekinder verunsichere diese Entwicklungsphase häufig grundlegender, sagt Rüttgers. Meist wird ihnen dort noch mal deutlicher bewusst, dass ihr Lebensweg anders verlaufen ist, als es als „normal“ und wünschenswert gilt.

Die Frage danach, ob sie ein schlimmes und nicht liebenswertes Kind waren oder die Eltern es sogar von Grund auf gar nicht wollten, birgt die Gefahr, vom Weg abzukommen. „Gesteigertes aggressives Verhalten, Schulprobleme und Auseinandersetzungen in der Pflegefamilie stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen“.

Nicht selten stellten Pflegekinder in ihrer Verletzung und Hilflosigkeit gerade die Bindung und Loyalität der Pflegefamilie zu ihrer Person massiv auf die Probe. In dem Bewusstsein kein „normales“ Kind zu sein, suchten sie dringend nach der Bestätigung in der Pflegefamilie, einen sicheren Ort zu haben.

Die Beratung müsse in dieser Zeit besonders vertrauensvoll und zuverlässig sein, sagt Rüttgers. Damit den Kindern die Erfahrung von Ablehnung nicht erneut widerfährt, bedürften die Pflegefamilien eines starken Rückhalts von Seiten des Fachdienstes, um diese Ausbrüche nicht als persönliche Kränkung misszuverstehen.

Doch das ist nicht alles: Eine weitere Herausforderung sind die sogenannten unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge. Also Jungen und Mädchen meist im Alter von 16 und 17 Jahren, die ohne Eltern oder Verwandte nach Deutschland geflohen sind. Auch diese Jugendlichen dürfen nicht in den Flüchtlingscamps leben, sondern müssen in „Obhut“ genommen werden.

„Siebzehn Jugendliche sind derzeit stationär in Mettmann untergebracht“, sagt Kirstin Rüttgers. 13 werden auf andere Städte verteilt. Davon acht Jugendliche noch in dieser Woche, fünf müssen weiter warten.