Zu nass: Pferden geht das Heu aus
Wegen des Regens ist die Heu-Ernte ins Wasser gefallen. Auch andere Felderträge sind in Gefahr.
Kreis Mettmann. In den vergangenen Wochen ist so viel Regen gefallen wie sonst in einem halben Jahr. Diese Regenmengen lassen die Heupreise explodieren: Pferdepensionen, die nicht selbst Heu machen, sondern es zukaufen müssen, hören immer öfter von ihren Lieferanten: „Wir verkaufen erst einmal nichts.“ Und wenn verkauft wird, dann mehr als doppelt so teuer wie üblich. Kein Wunder: Heu ist knapp dieses Jahr. Kreislandwirt Martin Dahlmann weiß, warum: „Viele Kollegen haben Angst vorm Mähen. Sie haben nur Kleinstmengen gemacht und warten auf schönes Wetter.“
Gerhardt Rosendahl, Ortsbauer von Gut Ellscheid in Haan
Das gemähte Gras muss nämlich drei bis fünf Tage auf dem Feld trocknen, bevor es eingefahren werden kann, aber so lange Trockenperioden gibt es seit Wochen nicht. Der Effekt: „Viele haben Heulage statt Heu gemacht.“ Ortsbauer Gerhardt Rosendahl von Gut Ellscheid in Haan weiß, dass „Glück hat, wer noch altes Heu besitzt. Wir sind drei bis vier Wochen zu spät dran mit dem Heuschnitt. Es ist nass von oben und von unten.“ Deswegen bekommen die Bauern demnächst Stress: „Bald ist die Gerste dran. Wir hoffen jetzt aufs Wochenende.“ Das wird Michael Boes in Langenfeld auch nichts nutzen: „17 Hektar Wiesen am Rhein von mir stehen komplett unter Wasser. Da fehlt am Ende einiges.“ Er bunkert das wenige Heu für die eigenen Pensionspferde.
Helge Breloh, Landwirt und Pferdepensionsbetreiber in Hilden, sagt, dass große Rundballen zurzeit zwischen 75 und 85 Euro kosten. „Normal wären 35 bis 38 Euro“, rechnet der Bauer vor. Der viele Regen macht die Heuernte zum Glücksspiel. Breloh etwa hat Ende Mai zum ersten Mal gemäht, aber nicht etwa alle seine Wiesen, sondern nur einen Teil davon: „Am 1. Juni haben wir unter widrigen Verhältnissen Heu gepresst. Zum Teil mussten wir das Gras in Folie wickeln, weil es zu feucht für Heu war.“ So wird aus Heu Heulage.
Breloh weiß aber, dass Pferdebesitzer im Kreis Mettmann in der Regel Heulage als Pferdefutter verschmähen. Mitte Juni hat er weitere Wiesen gemäht, aber dieses Heu liegt bis heute. Er bekommt es nicht trocken. Auch vom zweiten Schnitt verspricht er sich nicht viel: „Vor Ende September wird das nichts und dann sind die Böden oft zu nass.“ Sein Fazit: „Das Heumachen ist ein Riesenproblem dieses Jahr.“ Auch er bunkert das Heu für die eigenen Pferde und verkauft vorerst nichts. Überall dasselbe Bild: Das Heu ist gemäht, „aber wir können es ja nicht nass einfahren“, sagt Hanne Rosendahl aus Ratingen, auf deren Hof 60 Pferde wohnen. Und: „Unsere Boxenpreise sind vergleichsweise günstig, aber viele unserer Kollegen sind teurer und können nicht ohne weiteres die Kosten an ihre Pferdehalter weitergeben. Viele sind preislich schon am Limit.“
Volker Höltgen in Monheim ist gerade dabei, Heu zu machen: „Wegen Dauerregens sind wir sehr spät dran. Wir mähen jetzt, einiges liegt schon — da hat es einen Tag, bevor wir es pressen konnten, reingeregnet. Das gibt ganz klar Qualitätseinbußen.“
Es bleibt spannend für die Landwirte: Ab dem 20. Juli wird normalerweise Gerste geerntet. Danach sind Weizen, Mais, Rüben und Kartoffeln dran. Sie alle brauchen dringend mehr Sonne und Trockenheit, um zu gedeihen.