Ärger mit der Nachbarfirma

Anwohner litten monatelang unter Lärm und Gestank. Produktion war nicht genehmigt. Ämter schoben sich Zuständigkeit zu.

Tiefenbroich. Wilhelm und Anne Münz haben die Nase voll — im wahrsten Sinne des Wortes. Lackdämpfe und beißender Geruch von Schleifstaub machen ihnen seit mehreren Monaten das Leben schwer. Seit in die Lagerhalle hinter ihrem Garten am Heiderweg eine Firma für Leuchtreklame eingezogen ist, haben die beiden Senioren nur Ärger. An dem Teppichbodenlager, das dort zuvor jahrzehntelang untergebracht war, haben sie sich nicht gestört.

Bereits im Sommer hatten sich Anne und Wilhelm Münz ans Ordnungsamt gewandt, weil in unregelmäßigen Abständen „dicke Qualmwolken mit extremer Geruchsbelästigung“ aus den Kellerfenstern der Lagerhalle quollen. „Meine Mutter hat von dem komischen Zeug sogar Ausschlag im Mund bekommen“, erinnert sich Tochter Sabine Münz.

Das Ordnungsamt verwies das Ehepaar an das Umweltamt des Kreises, das schickte einen Mitarbeiter. Der habe dann festgestellt, dass Metallschleifen und Lackieren gar nicht genehmigt seien, und riet, das Ordnungsamt nochmals anzusprechen. Dort wurde den Eheleuten mitgeteilt, dass das Bauordnungsamt zuständig sei.

„Meine Eltern hatten das Gefühl, dass man deren Sorge um eine mögliche Gesundheitsgefährdung gar nicht ernst nimmt“, sagte Sabine Münz. Auch die Nachbarn hätten sich nicht mehr getraut, das Obst, Gemüse und die Kräuter aus dem heimischen Garten zu verzehren, sondern in den Müll geworfen.

Eine Ortsbesichtigung durch das Bauordnungsamt bestätigte, dass der Betrieb „formell und materiell nicht genehmigt war“, erklärte Sachbearbeiterin Andrea Bultmann auf WZ-Anfrage. „Eine Lackiererei in einem Wasserschutzgebiet geht gar nicht.“

Um die zwölf Arbeitsplätze nicht zu gefährden, teilte das Stadtamt der Firma mit, dass der Betrieb bis zum 31. Oktober geduldet werde. „Damit die Firma ausreichend Zeit hat, sich um einen neuen Standort zu bemühen“, heißt es in dem Schreiben, das der WZ vorliegt. Bedingung: Der Lackierbetrieb wird sofort eingestellt.

Anfang November sei es aber wiederum zu Geruchsbelästigungen gekommen, sagen Anne und Wilhelm Münz. Eine Kontrolle des Amtes hat aber keinerlei Hinweise ergeben, dass noch mal lackiert wurde.

Zwischenzeitlich hat der Inhaber der Leuchtreklamefirma ein Lärmschutzgutachten erstellen lassen und vom Umweltamt des Kreises bescheinigt bekommen, dass eine Produktion an diesem Standort zulässig sei. Im Ratinger Bauordnungsamt sieht man das anders: „Planung, Lager, Büro — das ist alles o.k., aber eine Produktion ist dort nicht möglich“, sagt Bulthaupt.

„Wir haben in Tiefenbroich einen neuen Standort gefunden und werden dort ab Januar produzieren“, teilte Firmenchef Martino Lux mit. Am alten Standort bleibe Lager, Grafik und Büro. Der Vermieter der Halle möchte sich mit der Nutzungsbeschränkung durch das Bauordnungsamt aber nicht abfinden und plane gerichtliche Schritte.

Die Eheleute Münz und ihre Nachbarn könnten also erst einmal aufatmen: Die Leuchtreklamefirma ist bald weg. Doch bleibt die Unsicherheit über die künftige Nutzung. Wilhelm Münz: „Wenn die Nutzungsänderung kommt, ist das ganz schlecht für uns.“