Baustelle zum Stadttor: Gastronomen fordern Entschädigungen
Gastronomen klagen über Lärm, Staub und weniger Umsatz. Sie fordern von der Stadt mehr Informationen und Entschädigungen.
Ratingen. Der Presslufthammer zertrümmert Betonteile, Bagger rollen in der Baugrube, Schrott landet in Lastern. Es dröhnt und hämmert auf der Baustelle zum Stadttor — Alltag zurzeit in der Innenstadt. Und die Gastronomen sind die Leidtragenden, blieben und bleiben doch viele ihrer Gäste fern. Kaffee trinken wollen die wenigsten bei dem Lärmpegel.
Das berichtet Cem Kilic, Betreiber des Café Oase Yalova. „Tagsüber bleiben viele Kunden weg“, sagt er. Sogar viele seiner Stammkunden verzichten zurzeit auf ihren Kaffee in der Oase. Kilic wundert das nicht. „Das ist ja auch alles nicht schön. Der Lärm ist fast nicht auszuhalten“, sagt der Café-Betreiber, der selbst jeden Morgen von dem Lärm aus seinem Bett gerissen wird. Denn er wohnt direkt über dem Café, das im Steinhausgäßchen direkt neben der Baustelle liegt. „Schon morgens um halb acht rollen die ersten Bagger. Da stehe ich dann senkrecht im Bett“, sagt er.
Viel schlimmer findet er aber, dass die Stadt nie auf die Gastronomen zugekommen ist. „Dass die Kunden wegbleiben, war absehbar. Auch für die Stadt. Die hätte mal darüber nachdenken können, Entschädigungen zu zahlen. Immerhin haben wir Umsatzeinbußen“, sagt er.
Ulrike Stroeks Betreiberin des Café Oleander
Das bestätigt Ulrike Stroeks vom Café Oleander. Im Sommer hatte sie die Außenterrasse geöffnet. „Es kam kaum jemand, weil niemand den Lärm und den Staub haben wollte“, sagt sie. „An manchen Tagen hatte ich nur 30 Euro eingenommen. Das war zum Heulen.“ Sie kritisiert die Stadt und den Bauherrn aufs Schärfste. Nicht nur, weil sie Entschädigungen gut fände, „sondern vor allem, weil sie sich mehr Informationen zu den Bauarbeiten gewünscht hätte“, sagt sie. Mit einer Kollegin sei sie bei der Informationsveranstaltung zum Bauvorhaben gewesen. „Wir wollten mehr zu der Asbestbelastung wissen, und ob die Luft während des Abrisses untersucht wird. Uns war ja klar, dass Staub rumfliegen wird. Aber als wir unsere Frage gestellt haben, hat man uns belächelt.“ Dabei sei diese Informationen doch wichtig. „Schließlich lag der Staub ja dann auch überall im Laden herum. Und das jeden Tag. Und wir mussten darin arbeiten.“
Gianpiero Baruffolo Chef der Eisdiele Il Gelato
Weniger belastet von den Bauarbeiten ist Wasser Houda und ihr Team vom Bistro Petit Affair auf der Bechemer Straße. „Zurzeit geht das noch. ³Wir haben den Kundenrückgang eher im Sommer gemerkt. Da saßen weniger Leute auf der Terrasse“, sagt sie. Sie selbst bemerkt den Lärm der Baustelle während der Arbeit nicht so sehr. „Wir haben das Glück, etwas weiter wegzuliegen. Aber unsere Nachbarn, die sind schon gebeutelt.“
Zu ihnen gehört Gianpierro Baruffolo, Chef der Eisdiele Il Gelato. „Wir können froh sein, dass dieser Abriss vorbei ist. Das war das Schlimmste. Die Kunden haben gemeckert. Manche sind gar nicht gekommen. Das Sommergeschäft war nicht so wie in den Vorjahren“, sagt er.
Baruffolo wird in einem Monat seine Eisdiele schließen. Ende Februar wird er dann wieder seine Pforten öffnen. „Dann schauen wir mal, wie weit die Bauarbeiter sind. Vielleicht ist es dann schon nicht mehr so schlimm mit dem Lärm.“