Psychologe mit Spieltrieb
Manfred Bartos, neuer Leiter der Psychologischen Beratungsstelle, will nah an Kindern und Jugendlichen sein.
Ratingen. Rund acht Wochen ist er nun schon im Dienst als neuer Leiter der Psychologischen Beratungsstelle und des Schulpsychologischen Dienstes an der Phillipstraße, „und ich habe es nicht bereut, nach Ratingen gekommen zu sein“, sagt Manfred Bartos (49). Er habe ein „super Team, das sehr kompetent ist und sich wirklich richtig gut engagiert“.
Der Diplom-Psychologe wurde von der Stadt aus 15 Bewerbern ausgesucht, um die Beratungsstelle zu führen. Er hat damit die Stelle übernommen, die viele Jahre Hugo Balliel innehatte, der sich im vergangenen Jahr in den Vorruhestand verabschiedet hat und an den Bodensee gezogen ist. Acht Monate wurde dann die Beratungstelle von Gabriele Müller kommissarisch geleitet, bis Bartos als neuer Leiter gefunden wurde. „Er war einfach der Beste unter den Bewerbern, weil er die meiste Erfahrung in der Beratung hatte“, sagt Jugendamtsleiterin Christa Seher-Schneid. Die Wahl hätte auch auf einen aus dem schon bestehenden Team fallen können. „Von diesen Kollegen hatte sich aber niemand beworben.“
Manfred Bartos wohnt mit seiner Frau in Remscheid. Dort hat er seit 1992 lange in der psychologischen Beratungstelle der Stadt gearbeitet. 2002 wechselte er dann ein Jahr in die Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Danach zog es ihn aber wieder zurück in die städtische Beratungsstelle“, sagt er. „Ich hatte einfach Sehnsucht danach. Ich weiß einfach, dass dies genau das Richtige für mich ist“, sagt der Vater zweier Kinder (19 und 22 Jahre alt).
Während seiner Zeit in Remscheid hat er eine Zusatzausbildung als Familientherapeut absolviert, die ihm in seinem Beruf zugute kommt. „Denn wenn ein Kind oder Jugendlicher Probleme hat, dann ist immer auch die ganze Familie betroffen“, sagt er.
Dass er sich auf die Leitungsposition in Ratingen beworben hat, obwohl er fast zwei Jahrzehnte in Remscheid gearbeitet hatte, begründet der Psychologe so: „Es war einfach Zeit etwas Neues zu machen, da kam die Stellenausschreibung gerade recht.“
Erste Kontakte zu Schulen, Kindergärten und sozialen Einrichtungen habe er schon geknüpft. „Das ist sehr wichtig, weil wir uns auch als Ansprechpartner bei Problemen bekannt machen wollen. Wir bieten aber nicht nur die direkte Fallbetreuung an. Auf Wunsch führen wir auch Weiterbildungen für Erzieherinnen oder Lehrer durch“, sagt der passionierte Wanderer, Radfahrer und Tischtennisspieler.
Für sieben Mitarbeiter wird er in der Beratungsstelle nun der Chef sein. Bis zu 800 Kinder und Jugendliche werden von ihnen im Jahr betreut. Vor zehn Jahren waren es laut städtischer Statistik 600. Die meisten haben ein auffälliges Sozialverhalten, Lern- und Leistungsschwächen oder Konflikte innerhalb der Familie.
Deshalb steht für Bartos auch fest: Er will nicht nur ein Schreibtischtäter sein. „Nur organisieren und managen will ich nicht, auch wenn ich der Leiter bin. Ich will genauso in der Einzelfallbetreuung tätig sein wie meine Kollegen. Und ich will auch, dass wir rauskommen und in die Kindergärten, Schulen und sozialen Einrichtungen gehen“, sagt er. Das sei wichtig, „sonst erreichen wir viele Eltern nicht, die sich vielleicht scheuen, zu uns zu kommen, oder die gar nichts von unserem Angebot wissen“, sagt er.