Bilder zeigen das Leben in der neuen Heimat
Die Flüchtlingsklasse der Friedrich-Ebert-Schule präsentiert ihre Impressionen in einer Schau.
Ratingen. Nicht für die Schule, sondern fürs Leben zu lernen, ist eine Binsenweisheit. Wie sich vor allem alles jenseits des Unterrichts als außerschulischer Lernort erproben lässt, erkundeten jetzt 21 Friedrich-Ebert-Schüler und zeigen es in einer Ausstellung.
Nicht irgendwelche, sondern die Zehn- bis 16-Jährigen, die seit April 2015 die Flüchtlingsklasse an der FES bilden. Normalerweise steht für sie fachübergreifend Vokabeln büffeln, um so schnell wie möglich tiefgreifende Deutschkenntnisse zu erwerben, auf dem Stundenplan, wie Gwendolyn Dembowsky sagt. Sie ist Klassenlehrerin der Gruppe, „manche haben gute Vorkenntnisse, andere besuchen zum ersten Mal eine Schule“, berichtet sie über die Unterschiede.
GwendolynDembowsky, Klassenlehrerin
21 Schüler, darunter Majeed (13) aus dem Irak, Lena (12) aus Polen, Lavin (11) aus Syrien und Sascha (14) aus Serbien, ließen jetzt aber den normalen Unterricht in Raum 204 sausen. Unter der Überschrift „Meine neue Heimat“ erkundeten sie die Stadt — mit Kamera. „Jeder bekam eine Einwegkamera“, erzählt die Klassenlehrerin. Die Kurzeinweisung der Gerätschaft gab es von Mirko Düsterhaus, ehemaliger FESler, gratis dazu. „Wo ist hier die Anschaufunktion?“ und „wo löscht man?“ waren oft gestellte Fragen. Denn die Kamerafunktion von Mobilfunktelefonen kennen fast alle. Dass es sich mit richtigem Equipment ebenso fotografieren lässt, wussten viele nicht. „Ein Aha-Erlebnis.“ Über 27 Bilder verfügte jeder Film, „da konnte man nicht wild drauf losknipsen, sondern musste sich Gedanken machen“, wann welches Motiv abgelichtet werden sollte. Zu drei Terminen gingen Gwendolyn Dembowsky, Kollegin Carla Mentzen und zahlreiche ehrenamtliche Betreuer in Kleingruppen los. „Das hat Spaß gemacht“, resümiert Chinar die Exkursionen. Zwischen Apotheke („macht gesund“), Schwimmbad („macht Spaß“), Schule („da bin ich“) und einer Buchhandlung („macht Spaß“) fand die Syrierin Bildausschnitte, die sie für die Ewigkeit festgehalten hat.
„Es war ein Rollentausch, die Kinder haben uns geführt.“ Und per Auslöser eingefangen, was ihnen am neuen Zuhause wichtig ist. „Es ist die neue Heimat aus Sicht der Kinder.“ Mehr als 500 Fotos sind entstanden, jeder durfte sein Lieblingsbild oder das, was ihm als am wichtigsten erscheint, auswählen. In einer Schulausstellung wurden die 21 Eindrücke, auf XX-Formate vergrößert, in der Schulaula gezeigt. Zu jedem Bild entsteht ein Text, sowohl auf Deutsch als auch in der jeweiligen Muttersprache des Fotografen. Dadurch sollen Motivauswahl und Bedeutung — was gefällt, ist fremd, bereitet Angst, ist sensationell? — für den Betrachter erläutert werden. Da die Caritas die Anschaffung der Kameras sowie Entwicklung der Filme gesponsort hat, ist eine weitere Schau dort geplant. Die Flüchtlingsklasse überlegt währenddessen, als nächstes in einem Musikprojekt den deutschen Wortschatz zu erweitern. „Wir haben hier ganz viele Leute, die sehr gerne singen.“