Bürger zahlen für wilden Müll
Die Stadt muss für die Beseitigung pro Jahr rund 175 000 Euro zahlen. Die Kosten fließen in den Gebührenhaushalt ein.
Ratingen Eine Spaziergängerin entdeckte in der vergangenen Woche bei Haus Anger — im Wald zwischen Ratingen und Heiligenhaus — eine illegale Müllkippe. Das Foto postete sie bei Facebook. Wieder mal ein Fall für die Kommunalen Dienste der Stadt Ratingen.
Zwei- bis dreimal pro Woche, so Amtsleiter Manfred Fiene, müssten die städtischen Mitarbeiter irgendwo im Stadtgebiet illegal entsorgten Müll einsammeln. Tendenz leicht steigend.
Fiene und seine Mitarbeiter haben die Einsätze hochgerechnet und kommen auf 100 bis 150 Fälle pro Jahr. Kosten: rund 175 000 Euro jährlich. „Das bindet zudem auch Personal, das dann für andere Aufgaben fehlt“, sagt Fiene. Die Funde reichen von Tüten mit Papierabfall über Sperrmüll und Bauschutt bis hin zu Haushaltsentrümpelungen. „In Breitscheid hatten wir den Fall, dass Dämmstoffe im Wald fein säuberlich verteilt waren“, sagt Fiene.
Über die Gründe für die illegale Müllentsorgung haben sich Fiene und seine Kollegen auch so ihre Gedanken gemacht: „Es mag vor allem Bequemlichkeit sein“, sagt der Amtsleiter. In manchen Fällen wollen aber wohl auch Unternehmen Geld sparen.
Hinter einem Hotel am Krummenweg beispielsweise hatten Unbekannte Lkw-Ladungen mit alten Reifen abgekippt. Rund 300 Stück musste die Stadt entsorgen. Vom Täter fehlte jede Spur. Mehr Glück hatten die Kommunalen Dienste dagegen bei einem Fund von Bauschutt. Der verantwortliche Unternehmer konnte ermittelt werden. Per Gerichtsbescheid musste der Verursacher 5000 Euro zahlen. „Das war bisher die höchste Summe“, sagt Fiene.
Ab und zu gelingt es dem städtischen Team, die Verursacher zu identifizieren, weil im weggeworfen Müll noch Briefumschläge mit der eigenen Adresse zu finden sind. „Andere sind jedoch so umsichtig, keine Spuren zu hinterlassen“, sagt Fiene. Dann bleibt die Stadt auf den kompletten Kosten der Entsorgung sitzen. „Die werden dann in den städtischen Gebührenhaushalt eingerechnet“, sagt Fiene. Und das bedeutet: Die Bürger zahlen per Gebührenbescheid den illegal entsorgten Müll mit.
Ein weiteres Sorgenkind sind die Containerplätze, an denen Bürger kostenfrei Altpapier und Glas einwerfen können. Als „Beigaben“ hinterlassen sie oft genug auch anderen Müll. „Regelmäßig finden wir dort Fernsehgeräte und Kühlschränke“, sagt Fiene. Hinzu kommen Flaschenverschlüsse und Glasbehälter, die nicht fürs Recycling vorgesehen sind. Die Container werden zwar von Fremdfirmen betreut, „für die Reinigung der Standorte ist aber die Stadt verantwortlich“, beschreibt der Amtsleiter die Arbeitsteilung. Und so mussten die städtischen Mitarbeiter vor kurzem an einem der Standorte gleich rund 80 Pizza-Kartons entsorgen. Vermutlich, so Fiene, wurden die von einer Pizzeria dort abgelegt.
Die illegalen Müllentsorger sind übrigens nicht nur der Stadt ein Dorn im Auge. Bei Facebook reagierten die Ratinger Bürger auf den jüngsten Fall bei Haus Anger richtig sauer: „Hoffentlich findet man eine Adresse“.