„Carmina“ als Erfolgsgarant
Der Chor ’ 73 führte mit dem Kinder- und Jugendchor der städtischen Musikschule Orffs Meisterwerk in der Stadthalle auf.
Ratingen. „O Fortuna, velut luna statu variabilis. . .“ — dieser weltberühmte Einstieg in Carl Orffs „Carmina Burana“ schallte am Samstagabend mit voller Lautstärke durch die Ratinger Stadthalle. Begleitet vom fünfköpfigen Düsseldorfer Schlagzeugensemble, dem Klavierduo Annette Strootmann und Thomas Reckmann sowie dem Kinder- und Jugendchor der städtischen Musikschule zog der Konzertchor ´73 zur Freude der vielen Besucher bei seinem traditionellen Herbstkonzert alle Register seines Könnens.
Orffs „Carmina“ hat der Chor ’73 richtig gut drauf. Bereits vor sechs Jahren zelebrierte man die „bäuerlichen Gesänge“ in dieser Fassung für Klavier und Schlagzeug, vor zehn Jahren war die Aufführung ein Höhepunkt im Rahmen der 625-Jahrfeiern zum Ratinger Stadtjubiläum.
Neben den großartigen Chorsätzen hatte auch die Solistenriege dankbare Parts, die sie mit Bravour meisterte. Der aus Ratingen stammende Countertenor Jan Kullmann hatte seinen großen Moment als klagender Schwan, der einst auf Seen umher schwamm und nun in der Pfanne gebraten wurde. Bariton Henryk Böhm heimste als betrunkener Abt in „Ego sum Abbas“ Extraapplaus ein. Anja Maria Kaftan (Sopran) harmonierte prima mit dem Kinder- und Jugendchor, als sie im „Cour d’amour“ Lieder von Liebe und Sehnsucht sang. Und Dirigent Josef A. Waggin hatte wie gewohnt die Ensembles und Solisten bestens im Griff.
Bevor das Publikum mit dem pompösen Orff-Werk verwöhnt wurde, gab es ein Kontrastprogramm: Ungarische Tänze und Zigeunerlieder von Johannes Brahms bildeten mit ihrem tänzerischen, teils melancholischen Charakter einen schönen Einstieg in einen gelungenen Abend. „Wir wollten ’mal wieder die ,Carmina Burana’ machen und haben nach einem Stück gesucht, das dazu passt. Unser Chorleiter kam dann auf die Zigeunerlieder. Ich denke eine sehr gute Entscheidung“, sagte Norbert Konitzer, Vorsitzender des Konzertchores.
Das sahen auch die Besucher so: „Ich fand diese Kombination interessant. Zunächst der ruhige Liederzyklus von Brahms und dann die kraftvolle Rhythmik der ,Carmina Burana’“, sagte Frank Meier (47). Besondere Sympathien schlugen an diesem Abends der Sopranistin Anja Maria Kaftan entgegen. Die Sängerin war mit einem Infekt auf die Bühne gegangen und ließ sich entschuldigen, dass sie nicht mit voller Kraft singen könne. Hätte Konitzer dies aber nicht erwähnt — keinem im Saal wäre der angebliche Makel aufgefallen, zumindest nicht den Laien.
Mit den etwa 550 Besuchern in der Dumeklemmerhalle war Konitzer vollends zufrieden: „Wir hatten mit deutlich weniger gerechnet. Anscheinend hat das Konzert mit dem Israel Chamber Orchestra im April seine Spuren hinterlassen. Das freut mich“, sagte der Vorsitzende.