Cowboys und rasante Ritte

Der Wilde Westen vor der Haustür: Beim Speed-Rodeo ist Schnelligkeit gefragt.

Breitscheid. Es duftet nach gegrilltem Fleisch, im Hintergrund ertönt laute Country-Musik, Pferde wiehern, Kinder und Erwachsene tragen Cowboyhüte und -stiefel — auf den ersten Blick wähnt sich der Besucher im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, den USA. Doch dieser „Wilde Westen“ liegt im Norden Breitscheids, auf „Charly´s Farm“ an der Essener Straße. Hier hat die Speed-Rodeo-Association ihr Zuhause, und hier finden neben den Vereinstreffen auch regelmäßig Rodeos statt.

Wer dabei an wilde Pferde und massige Bullen denkt, die gegen kühne Männer ihre ganze Kraft und Wildheit entfalten und versuchen, ihre Reiter abzuwerfen, ist auf dem Holzweg. „Wir machen Speed-Rodeo“, sagt Patrick Kramp, Sprecher der „LRR“, der Limited Rodeo Riders. Mit Wildpferde und Bullenreiten habe man nichts am Cowboyhut.

Speed-Rodeo ist dennoch eine Herausforderung. Es geht darum, so schnell wie möglich einen Hindernisparcours zu überwinden. Je schneller der Reiter ist, desto mehr Punkte erhält er. Wird ein Hindernis umgeworfen, gibt es Zeitstrafen. „Im Vergleich zum bekannten Rodeo aus den Staaten steht bei uns die Liebe zu den Tieren im Vordergrund. Von den oft für die Bullen und Pferde brutalen Wettbewerben wollen wir uns distanzieren“, sagt Patrick Kramp. Das würde auch das deutsche Tierschutzgesetz gar nicht erlauben.

Vor gut sieben Jahren hat eine Handvoll rodeobegeisterter Reiter den Verein gegründet, heute zählt er mehr als 60 Mitglieder. „In den USA ist Rodeo weit verbreitet. Wir haben mit Reiterspielen angefangen und wollten es dann professioneller angehen“, sagt Kramp. Inzwischen treffe man sich bundesweit zu Turnieren in verschiedenen Klassen.

Bei den Rodeos könne jeder mitmachen, der reiten kann. Wer kein Pferd hat, leiht sich eines von einem anderen Teilnehmer. Auch der Stil, ob Englisch oder Western, sei egal. Besonders stolz ist der Verein darauf, dass er deutschlandweit das einzige Turnier nur für Kinder veranstaltet. Das fand am vergangenen Wochenende statt.

„Ranch“-Besitzer Karl-Heinz „Charly“ Brands, der selbst schon vor 25 Jahren an solchen Wettbewerben teilnahm, freut sich darüber besonders: „Mittlerweile habe ich vier Kinder, die diesen Sport betreiben.“ Mike (13) nimmt seit etwa einem Jahr an den Wettbewerben teil und hat sehr schnell dazu gelernt: „Früher hatte ich ein bisschen Angst, aber heute kann ich gar nicht schnell genug reiten.“ Inzwischen hat er auch seinen Freund Paul (11) zum Mitmachen überredet, der lässt sein Pferd aber noch führen. Die jüngste Teilnehmerin ist übrigens zweieinhalb Jahre alt. Das Mädchen kommt aus dem Kreis Cloppenburg und war schon im vergangenen Jahr beim Kinder-Turnier dabei.

Patrick Kramp wundert sich nicht über die Begeisterung fürs Rodeo. Alle Vereinsmitglieder sind davon infiziert. So gehört die Bekleidung im „old style“ für alle selbstverständlich dazu: Cowboyhut und -stiefel, langarmiges, buntes Hemd, Jeans und natürlich Chaps, die ledernen Beinkleider der Cowboys, die über der Hose getragen werden. „Ich bestelle die in speziellen Westernläden in Amerika.“ Auch musikalisch und kulinarisch sind die Rodeo-Freunde auf gleicher Linie: Sie lieben Country und Western, bestellen sich aus den USA spezielle Barbecue-Saucen und amerikanisches Bier und trinken gerne Whisky. Und dass die meisten schon zum Teil mehrfach in den Staaten waren, versteht sich von selbst.