Die Feuerwehr macht Schule
Grundschüler lernen auf der Feuerwache, wie gelöscht und im Ernstfall alles richtig gemacht wird.
Ratingen. Die Kinder sind fit: Sie kennen die Notrufnummer (112), wissen Bescheid, wie sie ein Feuer richtig melden oder wie sie sich im Falle eines Brandes richtig verhalten („Türen zu machen und am Fenster um Hilfe rufen“). Manche haben allerdings ein etwas eigenartiges Wissen. „Wenn’s brennt, kann man aus dem Fenster auf ein Autodach springen. Dann passiert einem nichts“, sagt ein Drittklässler. Ein anderer würde zuerst seine Matratze als Sprungpolster hinauswerfen — „das hab ich so im Fernsehen gesehen.“ Jürgen Knur von der Ratinger Feuerwehr hat seine liebe Not, mit solchen Ansichten aufzuräumen: „Das gibt es nur in Filmen — mit Stuntmännern.“
Rund 320 Dritt- und Viertklässler verschiedener Grundschulen haben am Dienstag und Mittwoch Anschauungsunterricht auf der Feuerwache erhalten. An sechs Stationen lernten sie über den Nutzen und die Gefahren von Feuer, warum und wie etwas brennt, wie ein Brand gelöscht wird, welche Ausrüstung die Feuerwehr hat und wie fit die Feuerwehrleute sein müssen.
„Das gehört zum Sachkunde-Unterricht“, sagt Ruth Wilms, Lehrerin an der Albert-Schweitzer-Schule, über das Angebot der Ratinger Wehr, den Kindern an solchen Projekttagen das Thema Brandschutz so praxisnah und anschaulich zu vermitteln.
„Über die Gefahren im Straßenverkehr klären Eltern ihre Kinder auf, aber kaum jemand sagt, was sie tun müssen, wenn es brennt“, sagt Joachim Herbrand, Abteilungsleiter vorbeugender Brandschutz, der mit seinen Kollegen das Programm zusammengestellt hat.
Mit einem Laufzettel klappern die Grundschüler alle Stationen ab. In der Fahrzeughalle erklärt Unterbrandmeister Tim Klein die Atemschutzausrüstung. Die Kinder dürfen auch mal eine Fluchthaube aufsetzen, mit der sie im Ernstfall durch verrauchte Flure gerettet werden können. „Das ist echt lustig“, findet Vianne (9) von der Albert-Schweitzer-Schule. Nebenan will ein Mitschüler wissen, wie viel Wasser das Löschfahrzeug an Bord hat. Die Antwort („2400 Liter — und die sind in einer Minute weg“) lässt ihn anerkennend nicken.
„Mir hat Station 2 sehr gut gefallen, als erklärt wurde, was alles brennt“, erzählt Valentin (9) von der Wilhelm-Busch-Schule. Das kontrollierte Zündeln fand im Schulungsraum der Feuerwehr statt, wo unter dem neuen Rauchabzug verschiedenste Materialien angesteckt wurden und die Rauchentwicklung beobachtet wurde.
Apropos Rauch: Über die Gefahren des Brandrauchs informierten sich die Schulkinder am „Rauchhaus“. Per Knopfdruck strömte dichter Qualm in ein Zimmer. Die Kinder konnten mitverfolgen, wie sich der Qualm ausbreitet, wenn eine falsche Tür geöffnet wurde. „Wer von euch hat denn zu Hause einen Rauchmelder?“, fragte Brandamtmann Jürgen Knur. Nicht alle Finger gingen hoch.