Ehrung für selbstlosen und mutigen Einsatz

Marcel Mohr und Jens Jörgens sind in ein brennendes Haus gelaufen, um zu helfen. Dafür wurden sie nun geehrt.

Ratingen. Es sind Bilder einer brennenden Frau, ihren stocksteifen Armen, die sie wegen der schweren Brandverletzungen nicht mehr bewegen kann und von schreienden Menschen, die die zwei Männer wohl lange nicht vergessen werden.

Marcel Mohr und Jens Jörgens verbrachten einen ruhigen Abend an jenem 30. April vergangenen Jahres. Sie kamen gerade von einer Tour durch die Umgebung, waren auf der Suche nach einem Ort, an dem Mohr seine Hochzeit feiern kann. Sie grillten bei Mohrs Schwiegereltern, unterhielten sich, bis sie einen Knall in der Nachbarschaft hörten und kurz darauf riesengroße Rauchschwaden sahen.

Ein Mehrfamilienhaus am Marderweg in Lintorf brannte. Die beiden jungen Männer rannten dorthin und sahen, dass noch Menschen in dem Flammenmeer waren. „Wir haben dann nicht lange überlegt, die Pullover ausgezogen, sie vors Gesicht gehalten und sind reingegangen“, erzählt der 29-jährige Jörgens.

In dem Haus warf sich eine 80-jährige Frau vor sie, die lichterloh brannte. Die beiden jungen Männer reagierten sofort und zogen sie ins Freie.

Für diese Rettungsaktion wurden sie jetzt geehrt — von der Stadt Ratingen und der Bezirksregierung Düsseldorf. Am Montag hielten sie ihre Belobigungsurkunde mit einem Dank der NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in den Händen. Bürgermeister Harald Birkenkamp sprach seinen Dank aus für dieses „vorbildliche Verhalten“.

Marcel Mohr, der als Elektroniker bei Daimler arbeitet und Jens Jörgens, der bei der Stadt im Sport- und Freizeitamt angestellt ist, erinnern sich heute noch gut an die Ereignisse. „Das sind Bilder, die sich einbrennen“, sagt Jörgens. Sie seien auch noch einige Zeit in seelsorgerischer Betreuung gewesen, ergänzt Mohr.

„Es war schon so, dass wir immer wieder die brennende Frau gesehen haben, wenn wir später einen Feueralarm gehört haben.“

Dass sie sich bei ihrer Rettungsaktion selbst in Gefahr gebracht haben, darauf hätte die Feuerwehr sie nachher immer wieder aufmerksam gemacht. „Aber wir haben darüber gar nicht nachgedacht. In dem Augenblick, in dem wir vor dem Haus standen, schauten wir uns beide nur an und dann war uns klar: Wir gehen da jetzt rein“, erinnert sich Jörgens.

Als sie die Frau aus dem Haus gezogen hatten, warteten sie auf die Feuerwehr. „Das kam uns stundenlang vor, dabei waren es gerade einmal sechs Minuten, bis sie vor Ort waren“, erzählt Mohr. Nach ihrem Einsatz hätten sie sich nur noch unterhalten über das, was sie erlebt hatten. „Richtig klar geworden ist uns das aber erst Tage später“, sagt Jörgens.

Dann erfuhren sie von Mohrs Schwiegereltern, dass die 80-Jährige den Brand nicht überlebt hatte. „Sie ist in der Nacht ihren schweren Brandverletzungen doch noch erlegen.“