Ein Fest im Zeichen der Kinderrechte
Am 15. September findet auf dem Ratinger Marktplatz von 15 bis 19 Uhr das Kinderfest statt.
Ratingen. Die UN-Kinderrechtskonvention wurde von Deutschland am 5. April 1992 ratifiziert. Seither wird sie von den vielen Erwachsenen aber ignoriert. Kaum jemand kennt die Kinderrechte. Im Namen von 18 Kinderbotschafterinnen sagen jetzt Emily (13) und Leoni (14) dem Unwissen um die 54 fest verbrieften Kinderrechte den Kampf an. Beim großen Fest aus Anlass des Weltkindertages am Freitag, 15. September, auf dem Ratinger Marktplatz lautet deshalb das Motto: „Kindern eine Stimme geben“.
Natürlich macht sich Emily nichts vor. Wenn es mal hart auf hart käme und sie gegen einen Erwachsenen vorgehen müsste, der Kinderrechte mit Fäusten und Füßen traktiert, würde sie sich Hilfe holen — beim Kinderschutzbund, bei Erziehern oder auch der Polizei. „Allein kommt man da als Kind nicht weiter“, sagt sie bei der Vorstellung des Kinderfestprogramms. Vertreterinnen des städtischen Jugendamtes, der Evangelischen Gemeinde Ratingen Mitte und dem Ratinger Kinderschutzbund nicken. Diese drei organisieren das Kinderfest — seit mehr als zehn Jahren schon.
Dass in diesem Jahr die Kinderrechte im Mittelpunkt stehen, geht auf eine Gemeinschaftsaktion im Kreis Mettmann zurück. Spielplatzpatin Nicola Hengst Gohlke und Kindersachbuchautorin Anke Leitzgen traten die Kampagne los. „Erst wussten wir gar nicht, ob wir es in Ratingen gestemmt bekommen, uns daran zu beteiligen“, sagt Charlotte Fischer-Simon vom Jugendamt.
Doch da hatte sie die Ratinger Kinder nicht bei ihren Vorab-Bedenken berücksichtigt. 18 Mädchen im Alter von zehn bis 17 Jahren taten sich in Arbeitsgruppen zusammen und entwickelten Fragebögen. Mit denen zogen sie los — zum Neanderthalmuseum ebenso wie zum Jugendamt, in Jugendfreizeiteinrichtungen und zu Geschäftsleuten — um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Überall sprachen sie über die Kinderrechte und stellten sehr rasch fest: „Viele hatten sich auf unseren Besuch nicht vorbereitet und kamen schnell ins Grübeln“, sagt Leoni.
Auch in Diskussionen untereinander waren die Kinderrechte immer wieder ein Thema. Sieben Flüchtlingskinder gehörten zur Gruppe — ebenso wie in Deutschland geborene Mädchen mit türkischen Wurzeln. Die berichteten von einer Freundin, die ihre erste Periode bekommen habe und seither von ihrem Vater ein Kopftuch verordnet und den bisher besuchten Jugendclub verboten bekam.
„Weil Kinderrechte nicht teilbar sind, geht das nicht“, sagt die Vorsitzende des Ratinger Kinderschutzbundes, Kornelia Schröder. Im Zweifel habe auch das Heimatland des Mädchens die UN-Kinderrechte anerkannt — und Eltern müssten sich daran halten.
Die Ergebnisse aus den Besuchen und Gesprächen hielten die 18 Botschafterinnen für Kinderrechte in einem Reisetagebuch fest, das von Gruppe zu Gruppe weitergegeben und gefüllt wurde. Es soll beim Fest auf der Marktplatz-Bühne an Bürgermeister Klaus Pesch übergeben werden.
Und Pesch täte gut daran, sich auch auf kritische Kinderfragen gut vorzubereiten. Denn für den Nachwuchs gibt es nichts Schlimmeres in Sachen Kinderrechte, als ahnungslos um Thema herumstotternde Erwachsene.
Das Ratinger Fest zum Weltkindertag beginnt am 15. September um 15 Uhr und dauert bis 19 Uhr. Bühne und Stände sind auf dem Marktplatz aufgebaut. 34 Vereine und Institutionen stellen ihre Arbeit vor. Geplant ist aber auch ein Unterhaltungs-, Spaß- und Spielprogramm.