Ehepaar beklagt Service im Bürgerbüro
Die gehbehinderten Killingers mussten für neuen Pass viel Geld und viele Meter investieren.
Ratingen. Annemarie Killinger ist enttäuscht vom Service im Bürgerbüro der Stadt Ratingen. Denn als ihr Ehemann einen neuen Personalausweis benötigte, war dies für das Ehepaar mit hohen Kosten und viel Lauferei verbunden. Die beiden sind nach eigenen Angaben zu 100 Prozent gehbehindert. Für die Killingers besonders ärgerlich: Bürgerbüros in Nachbarstädten hätten ihnen den ganzen Ärger erspart.
Aber der Reihe nach. Knackpunkt ist das Passfoto. Anders als früher stellen die Behörden seit November 2010 sehr penible Anforderungen an ein Bild, das einen Personalausweis oder Pass zieren soll. Sogenannte biometrische Passbilder sind 3,5 Zentimeter breit und 4,5 Zentimeter hoch. Unter anderem muss die Gesichtshöhe etwa 70 bis 80 Prozent des Bildes einnehmen, das Bild scharf, kontrastreich und gleichmäßig ausgeleuchtet sein. Weil das mitgebrachte Passfoto nicht alle Kriterien erfüllte, wurden die Killingers im Bürgerbüro Ratingen bereits am Infoschalter abgewiesen. Sie müssten erst für ein Passfoto sorgen, das passt. Annemarie Killinger gibt an, man sei auf Fotostudios an der Wallstraße und auf Photo Porst hingewiesen worden.
Damit habe für die beiden gehbehinderten Bürger eine regelrechte Odyssee begonnen. Parkplatzsuche und ein beschwerlicher Anmarsch durch die Fußgängerzone eingeschlossen. Schließlich wollte das Fotogeschäft nicht bloß das eine benötigte Foto, sondern gleich mindestens vier Aufnahmen verkaufen — zu einem Preis von zwölf Euro.
„Uns ist vom Bürgerbüro Mettmann bekannt, dass dort vor Ort ein Bild mit einer Kamera gemacht wird, wenn man kein oder ein nicht geeignetes Bild dabei hat“, klagt Annemarie Killinger. Das bestätigte gestern die Leiterin des Mettmanner Bürgerbüros. Warum müssen die Ratinger Zeit, Wegstrecke und hohe Kosten für Passfotos investieren? Der kommissarische Leiter des Bürgerbüros, Frank Meißner sagt: „Auch wir in Ratingen hatten früher einen Fotoautomaten im Amt. Doch der hat zu schlechte Fotos gemacht. Deshalb wurde er abgeschafft.“
Ersatz sei geplant. Doch solange das Bürgerbüro übergangsweise im Medienzentrum untergebracht sei und die zehn Mitarbeiter auf den Umzug ins neue Rathaus warten, sei diese Investition erst einmal zurückgestellt worden. Also mindestens bis Ende 2018. Erst dann soll das neue Ratinger Rathaus fertig werden. Wie in Mettmann eine Kamera direkt am PC des Sachbearbeiters anzuschließen, sei auch noch aus einem weiteren Grund in Ratingen nicht möglich. Bei durchschnittlich 4500 bis 5000 Besuchern pro Monat sei es den Mitarbeitern im Bürgerbüro zeitlich gar nicht möglich, Bürger für deren Pass zu fotografieren. Im neuen Rathaus soll deshalb ein von der Bundesdruckerei empfohlener Automat aufgestellt werden. „Solch ein Gerät habe ich mir vor kurzem erst in Velbert angeschaut“, sagt Meißner.
Die Killingers überzeugen diese Argumente nicht. Ihnen bleibt nur ein Trost: Der aktuell erneuerte Personalausweis ist zehn Jahre lang gültig. Solange müssen die beiden nicht wieder auf die beschwerliche Foto-Safari in eigener Sache.