Erste Hilfe in einer dunklen Welt
„Hilfe zur Selbsthilfe“: Johanniter luden den Blinden- und Sehbehindertenverein ein.
Ratingen. Weltweit machen am Tag des weißen Stocks Blindenverbände auf die Situation blinder und sehbehinderter Menschen aufmerksam. Auch der Blinden- und Sehbehindertenverein Ratingen wollte den Tag für eine besondere Aktion nutzen. Daher organisierte die Vorsitzende Marion Höltermann ein Erste-Hilfe-Seminar unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe im Alltag mit den Johannitern“.
An der Kölner Straße lernten die Mitglieder des Vereins mit ihren Lebenspartnern, wie sie trotz ihrer Behinderung Erste Hilfe leisten können. Ebenso wurden viele Fragen zur eigenen Sicherheit geklärt. „Wir haben mit einer kleinen Einführung in das Thema angefangen und dann über Sicherheit in der Wohnung gesprochen. Zum Beispiel sollte jeder einen Verbandskasten zuhause haben“, sagte Karsten Kötter, der Leiter des Kurses.
KarstenKötter, Kursleiter
Dabei ist es wichtig, dass Menschen mit Sehbehinderung genau wissen, wo der Kasten steht. Auch der Inhalt sollte bekannt sein. Um einen ersten Eindruck von einem Verbandskasten zu bekommen, konnten alle Teilnehmer sich einmal durch die verschiedenen Verbände und Verpackungen „durchfühlen“. Karsten Kötter: „In einer Notsituation wird jeder schnell panisch, egal ob sehbehindert oder nicht. Wer den Inhalt seines Verbandskastens gut kennt, ist auf jeden Fall im Vorteil.“
Auch Sehbehinderte können in eine Situation kommen, in der sie als Ersthelfer agieren müssen. Dabei können sie sich auf ihre anderen Sinne verlassen, die oft sehr viel sensibler sind als bei Menschen ohne Sehbehinderung. Durch Fühlen und Hören lässt sich feststellen, ob ein verletzter Mensch noch atmet und die Verletzungen können ertastet werden. „Wir besprechen auch, welche Informationen bei einem Notruf wichtig sind. Es gibt oft Hemmungen, die 112 zu wählen. Die wollen wir den Teilnehmern nehmen“, sagte Kötter.
Nach der Mittagspause übten die Teilnehmer zunächst die stabile Seitenlage. Danach standen noch das Erkennen und das richtige Verhalten bei Herzinfarkten, Schlaganfällen und die Herz-Lungen-Wiederbelebung auf dem Programm. Marion Höltermann war sehr zufrieden mit dem Seminar: „Es ist einfach ein wichtiges Thema. Viele Sehbehinderte leben allein und erleiden Unfälle. Man muss darauf aufmerksam machen und etwas dagegen tun.“ Auch die anderen Mitglieder löcherten die Kursleiter mit Fragen. Viele Städte sind nicht barrierefrei und Sehbehinderte gehen daher oft mit einiger Unsicherheit durch die Straßen.