Der Wahlabend in Ratingen und Heiligenhaus Die Stimmung reicht von gut bis grässlich

Ratingen/Heiligenhaus · Erste Auszählergebnisse in Heiligenhaus lagen 31 Minuten nach Schließung der Wahllokale vor. Ratingen war dennoch um zehn Minuten zuvorgekommen.

Andreas Perzynski, Kai Oschlies und Moderator Reinhard Schulze Neuhoff präsentierten im Heiligenhauser Rathaus die Ergebnisse.

Andreas Perzynski, Kai Oschlies und Moderator Reinhard Schulze Neuhoff präsentierten im Heiligenhauser Rathaus die Ergebnisse.

Foto: Achim Blazy (abz)

Sonderaktion am Ratinger Wahlsonntag: Die Wahlberechtigten im Wahllokal 7092 (Karl-Arnold-Schule) haben auf ihrer Wahlbenachrichtigung fälschlicherweise das Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium als Wahllokal benannt bekommen, so dass viele anfangs dort aufliefen und natürlich irritiert waren, als die Kollegen die Wähler wiederum an die Karl-Arnold-Schule verwiesen. Die Fehleranalyse läuft noch, wie es zu der falschen Angabe gekommen ist. Das Wahlteam hat jedoch unverzüglich reagiert und im CFvW-Gymnasium ein zusätzliches Wahllokal für diejenigen eingerichtet, die eigentlichen an der Karl-Arnold-Schule hätten wählen gehen müssen, um ihnen zusätzliche Wege zu ersparen. Nach Abschluss der Wahlhandlung wurde die Urne dann zur Karl-Arnold-Schulde gebracht wo dann die Stimmauszählung für den Wahlbezirk 7092 erfolgte.

Die Stadtverwaltung bittet die Wählerinnen und Wähler, die anfangs noch zur Karl-Arnold-Schule zurückgeschickt werden mussten, ausdrücklich um Entschuldigung für die entstandenen Unannehmlichkeiten. Für Fußgänger hatte die Stadt als ad hoc-Maßnahme sofort einen Fahrdienst abgestellt, um Wahlberechtigte bei Bedarf zurück zu fahren.

In Heiligenhaus dagegen erlebten die Wahlorganisatoren, Bürgermeister Michael Beck und Kerstin Ringel, bis zur Schließung der Wahllokale einen vergleichsweise entspannten Wahltag. Sie waren auf Rundreise in die 19 Wahllokale im Stadtgebiet unterwegs. Becks Eindruck: „Störungsfrei, friedlich und geordnet ist der Tag aus unserer Sicht gelaufen.“ Unter den 180 Wahlhelfern nahm er durchweg „gute Stimmung“ wahr. Kleine Besonderheit zum Schmunzeln am Rand: „Eine Wählerin kam zu Pferd zur Wahl.“

Stimmen zur Wahl aus Heiligenhaus: „Eine klare Abstrafung der Ampel“ erkennt der CDU-Fraktionschef im Stadtrat, Ralf Herre, der die Ergebnispräsentation im Ratssaal verfolgte. Erstaunlich nennt er den Umstand, dass sich die Wählerstimmen für die Grünen im Vergleich zur Euro-Wahl 2019 halbiert haben. Und die starke AfD am Ort, die eine Steigerung von knapp zehn Prozent in 2019 auf gut 14 Prozent verbuchen kann.

SPD-Ortschef Simone Sönmez ohne argumentative Umwege: „An dem Ergebnis ist nichts schön, es ist bundesweit grundschlecht.“ Positiv wertet sie ein Teilergebnis vor Ort: „In Heiligenhaus sind wir zweitstärkste Kraft geworden, entgegen dem Bundestrend vor der AfD. Das sei schon deswegen keine Selbstverständlichkeit, weil sich die SPD-Fraktion im Stadtrat ja wenige Wochen vor der Europawahl aufgelöst hat. Die AfD ist ebenfalls nicht im Stadtrat vertreten. Ihr Ausblick: „Wir haben uns mit unseren Infoständen vor der Europawahl richtig Mühe gegeben. Und jetzt gehen wir nahtlos über in den Kommunalwahlkampf.“ FDP-Fraktionschef Volker Ebel (Heiligenhaus) freute sich über das Ergbnis vor Ort – „deutlich über dem Bundestrend“. Das führt er zurück auf einen „eindeutig auf die Person Agnes Strack-Zimmermann zugeschnittenen Wahlkampf“. In Heiligenhaus habe das Ergebnis seine Erwartungen übertroffen.

„Was von diesem Wahlabend bleibt? Ernüchterung im Prinzip“, sagt Grünen-Fraktionschef Vanessa Henkels. Erlebt hat sie „einen unglaublich schwierigen Wahlkampf. Es wird immer schwerer, Sachthemen zu platzieren.“ Zudem sei die Europawahl ganz klar mit bundespolitischen Themen verknüpft. Auch Henkels spricht von einer „Abstrafung der Ampel“. Allerdings mit der Gewichtung: „Die Stimmung ist: Die Grünen sind für alles verantwortlich.“

Gute Stimmung dagegen herrschte in Ratingen vor allem bei der CDU. „Wir freuen uns, dass wir in Ratingen mit dem Ergebnis über dem Trend liegen“, sagte Stadtverbandsvorsitzender Peter Thomas. „Wir sind sehr zufrieden.“ Das Ergebnis führt er auch darauf zurück, dass sich alle im Wahlkampf vor Ort sehr eingebracht hätten. Die Wähler hätten es ihnen nun gedankt. Besorgniserregend dagegen stuft er das Abschneiden der AfD und des Bündnisses von Wagenknecht ein. Das Wahlergebnis sei zudem eine Klatsche für die Ampel. „Ein weiter so, darf es nun nicht mehr geben“, so Peter Thomas.

Das sieht auch der Fraktionsvorsitzende der FDP im Ratinger Stadtrat, Dr. Markus Sondermann, so. „Probleme müssen endlich benannt und gelöst werden“, sagt er. Traditionell liegt die FDP in Ratingen über dem Bundesschnitt und konnte nun in Ratingen wieder ein zweistelliges Ergebnis einfahren.

Bei der SPD in Ratingen dagegen ist die Stimmung schlecht. „Ein grässliches Ergebnis“, gibt der SPD Fraktionsvorsitzende Christian Wiglow unumwunden zu. Es sei sehr enttäuschend. Und ebenso grässlich stuft er das Abschneiden der AfD auf Bundesebene ein, die dort zweitstärkste Kraft geworden ist.

Sonderlich gut war auch die Stimmung bei den Grünen nicht. „Wir sind schon ziemlich betrübt“, sagt Ute Meier, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. „Ich hoffe nur, dass die Ampel in Berlin noch hält“, sagt sie angesichts des Wahlergebnisses. Und auch für sie das erschreckende am Ende des Wahlabends das Abschneiden der AfD auf Bundesebene.