Feste sorgen für Heimatgefühl
Ob jetzt beim Oktoberfest oder vor einigen Wochen beim Handwerkermarkt — die Feiern beleben Lintorf trotz vieler Leerstände.
Ratingen. Weiß-blaue Fähnchen, Bier aus Maßkrügen, Kellnerinnen in Trachtenkleidung, Besucher in Lederhosen — Oktoberfest-Stimmung. Zwei Tage lang stand der Lintorfer Markt ganz im Zeichen bayerischer Gemütlichkeit, die Werbegemeinschaft hatte traditionell zum Herbstanfang zum Oktoberfest eingeladen.
Gute Laune und volle Reihen da, Leerstand und Frust einige Meter weiter? Wie ist die Lage im Stadtteil, um den sich viele Menschen Gedanken machen? Die Speestraße sei nur noch ein Schatten ihrer selbst, ist immer wieder zu hören. Stimmt das?
Helga Krumbeck jedenfalls, in diesem Frühjahr frisch gewählte Vorsitzende der Werbegemeinschaft, machte sich unlängst in einem Interview keine Sorgen: „Es ist normal, dass sich Einzelhandel verändert, Geschäfte ihren Inhaber wechseln oder geschlossen werden.“ Für sie sei Lintorf nach wie vor ein sehr guter Standort mit einem lebendigen Einzelhandelsmix. Auf jeden Fall muss man eines neidlos anerkennen: Was die Werbegemeinschaft anfasst, bringt in der Regel Erfolg.
Anfang September war das Dorffest mit Handwerkermarkt und verkaufsoffenem Sonntag trotz miesen Wetters sehr gut besucht — viele Menschen kamen aus der Region und flanierten über die Speestraße. Beim Oktoberfest waren es zwar zum größten Teil Lintorfer, die das erste Oktober-Wochenende genossen, der guten Laune tat das aber keinen Abbruch. Man kennt sich im Dorf, schätzt das Miteinander, die Überschaulichkeit.
Und so interessierten Leerstand und Branchenmix im Herzen des Stadtteils am Wochenende niemanden so recht, vielmehr ging es einfach nur darum, ein paar entspannte Stunden zu verbringen, das Heimatgefühl im Herzen des Dorfes und im Schatten des Kirchtrums von St. Anna zu genießen.
Das wird übrigens schon bald wieder groß geschrieben, wenn die Werbegemeinschaft am ersten Advent-Wochenende zum schmucken Lintorfer Weihnachtsmarkt einlädt.
Auf dem kleinen gemütlichen Markt bieten viele ortsansässige Vereine, Verbände und einige Privatpersonen Selbstgebasteltes, Selbstgebackenes und natürlich Glühwein und Feuerzangenbowle an.
Bis dahin soll sich auch das Bild des Stadtteils weiter verändert haben. Dem Vernehmen nach soll sich der eine oder andere Leerstand bis dahin erledigt haben. Eine Belebung hat auf jeden Fall schon der Konrad-Adenauer-Platz gefunden. Ein Feinkostgeschäft mit internationalen Spezialitäten hat dort vor einigen Wochen eröffnet und sorgt seitdem für neue Impulse in dem Bereich, der lange stiefmütterlich behandelt wurde.
Dort ist mittlerweile zumindest ein sehr großer Teil der Gewerbeflächen wieder genutzt. Und so kommt der Stadtteil seinem alten Werbespruch langsam aber sicher wieder etwas näher: „Lintorf hat, was viele auswärts suchen“.