Fluglärm: Bürger haben Hoffnung
Die Fronten zwischen Anrainern und Flughafen sind verhärtet. Bürger hoffen auf das Verkehrsministerium.
Ratingen. Siegfried Aring, der Flughafen-Beauftragte der Stadt, hat das Geschehen in der Düsseldorfer Messehalle eins sehr intensiv verfolgt. Er betonte gestern in einem Gespräch: „Diese Marathon-Veranstaltung hat unsere Leute schon müde gemacht.“ Doch die Fluglärm-Gegner bleiben — was die Expansionspläne des Flughafens angeht — hellwach. Die Positionen aus Sicht der Anrainer-Städte und Bürger-Initiativen wurden klar benannt und als Zwischenbilanz in einem bisher unveröffentlichten Positionspapier zusammengefasst.
Diese aktuelle Gesamtbewertung formuliert eine klare Bitte an das zuständige Verkehrsministerium: Man möge den Antrag des Flughafens auf Kapazitätserweiterung ablehnen.
Ersatzweise habe die Genehmigungsbehörde die Antragstellerin aufzufordern, einen neuen Antrag vorzulegen, in dem auf der Grundlage einer „gerechtfertigten Verkehrsprognose“ eine „seriöse Bewertung“ der Auswirkungen auf Mensch und Umwelt möglich ist, so die Kernbotschaft. In diesem Fall wäre ein neues Auslegungsverfahren erforderlich.
Insgesamt, so bilanzieren die Fluglärm-Gegner, ist es dem Airport nicht gelungen, die starken Bedenken der Anwohner gegen seine Ausbaupläne auszuräumen. Im Gegenteil: Die Aussprache zu den mehr als 40 000 Einwendungen habe die Kritik der Bürger verstärkt. Man befürchtet mehr denn je, dass mit der Genehmigung des Antrags eine „erhebliche Ausweitung des Flugverkehrs in den Tagesstunden, aber auch in den Nachtstunden einhergehen wird“.
Ein weiterer Kritikpunkt: Der Flughafen konnte in der abgelaufenen Woche den Nachweis nicht führen, dass es für den Antrag einen verkehrswirtschaftlichen Bedarf gibt. Eine Genehmigung würde zu einer massiven zusätzlichen Belastung für die Anwohner und die Umwelt führen. Und: Eine Genehmigung sei mit dem Angerlandvergleich nicht vereinbar.
Die Nordbahn sei nicht dafür vorgesehen, in Spitzenzeiten über Tag den Verkehr durch die Freigabe dieser Ersatzbahn zu regulieren und Verspätungen zu verhindern.
Eine belastbare Verkehrsprognose, die den Bedarf nachvollziehbar darstellt, habe der Flughafen nicht vorgelegt. Insofern seien die Auswirkungen auf die Lärmentwicklung und die Umwelt nicht nachvollziehbar. Flughafen-Geschäftsführer Thomas Schnalke hatte bereits im Dezember 2013 in Ratingen über die Pläne gesprochen: Ja, der Airport will wachsen — und zwar während des Tages. Die Nachfrage sei da, klar und ohne Zweifel.
Und der Flughafen, ein pulsierender Standort mit immerhin 20 000 Arbeitsplätzen, brauche mehr Flexibilität mit Blick auf die Nutzung von Nord- und Südbahn. In den Spitzenstunden, so erläuterte Schnalke, könnten künftig bis zu 60 Flugbewegungen (Starts und Landungen) koordiniert werden. Dabei soll die Nordbahn stärker eingebunden werden. Der Airport-Manager betonte, dass die im Angerlandvergleich verbriefte nachrangige Nutzung der Nordbahn weiterhin sichergestellt sei — was Kritiker so allerdings nicht stehenlassen wollten.
Jürgen Lindemann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ließ damals anklingen, dass der Geist des hart erkämpften Angerlandvergleiches angesichts der Expansionsbestrebungen des Flughafens mehr und mehr in den Hintergrund gerate. Und das sehen die Fluglärm-Gegner besonders nach dieser Woche immer noch so.