Historie: Eine kühne Konstruktion für ein eiskaltes Vergnügen
Der Bau einer modernen Eissporthalle sorgte vor 30 Jahren für Aufsehen.
Ratingen. Vor 38 Jahren wurde dem Stadtrat von der FDP-Fraktion der erste Antrag vorgelegt: Ratingen soll eine Eissporthalle bauen — mit einer 30 Meter langen Eisfläche und Platz für 3000 Zuschauer.
Drei Millionen D-Mark sollte das Stadion kosten, als Standort war das Gelände unterhalb des Angerbades an der Kalkbahn vorgesehen. Ende 1973 kam ein anderer Standort ins Gespräch: Neben dem Stadion an der Ecke Jahnring (heute Stadionring)/Krumbachskothen sollte gebaut werden.
Im Sportausschuss träumte damals der Geschäftsführer einer Hallenbaufirma davon, dass Ratingen einmal in der Eishockey-Bundesliga spielen werde und 5000 Zuschauer zu den Matches kommen würden — er erntete dafür wohlwollendes Schmunzeln.
Sechs Jahre später und an ganz anderer Stelle erfolgte dann der erste Spatenstich: Am 8. Juni 1979 rammte der damalige Bürgermeister Ernst Dietrich auf dem Grundstück Am Sandbach in Ratingen West den Spaten in die Erde.
7,5 Millionen D-Mark hat der Stadtrat für den Bau der Eissporthalle vorgesehen, wobei schon Zweifel laut wurden, ob diese Summe reichen wird. Mit der Planung wurde das Stuttgarter Spezialistenbüro Deyle beauftragt, das schon zahlreiche Wintersportanlagen gebaut hatte.
Die Konzeption des „Ratinger Modells“ wurde damals so beschrieben: „Die exponierte Lage inmitten einer geplanten Grünzone stellt besondere Ansprüche an die äußere Gestaltung.“
Der Baukörper sollte mit der Umgebung eine „innige Verbindung“ eingehen, andererseits der Eissporthalle ein „prägnantes Erscheinungsbild“ verleihen. Die kühne Konstruktion des Kuppelbaus sorgte damals für Aufsehen.
Vor 30 Jahren, am 26. März, 1981, wurde das Prunkstück mit einer feierlichen Einweihung in Betrieb genommen. 13,2 Millionen D-Mark hat der Bau letztlich verschlungen, dafür konnte sich Ratingen rühmen, Europas schönste und modernste Eishalle zu besitzen: Ohne Balken und Säulen wird die Halle von einer Dreigelenk-Binderkonstruktion überdeckt.
Die größte Spannweite beträgt fast 78 Meter mit einer Scheitelhöhe von 16,1 Metern über dem Eis. Das Dach wird durch Hallenträger im Sechs-Meter-Abstand und quer verlaufende Sekundärträger gebildet. 3000 Plätze, davon 664 Sitzplätze, bietet die Halle — zu wenig für echte Großveranstaltungen.
Die Ratinger Eishockeyfans konnten sich bei der Eröffnung auf ein Schlagerspiel freuen: DEG gegen Ratinger Löwen. Jahre später ging der Traum in Erfüllung, der zuvor belächelt wurde: Ratingen spielte in der ersten Eishockey-Bundesliga. Diese Glanzzeiten sind vorbei. Heute nutzen die Ice Aliens die Halle.
1992 wurde sie komplett umgebaut, damit sie im Sommer genutzt werden kann, und mit zusätzlichen Sitz- und Vip-Plätzen ausgestattet. Rockkonzerte, Schaumpartys, Abifeten — die Halle ist auch ohne Eis bei der Jugend beliebt. Der jährliche Zuschuss von gut einer halben Million Euro macht dem Kämmerer allerdings zu schaffen. Überlegungen, den Betrieb zu privatisieren, sind regelmäßig gescheitert.