Homberg bietet Flüchtlingen Heimat
Rosel Schroeder (73) und ihre Mitstreiter kümmern sich an der Mozartstraße um den Flüchtlingsalltag.
Rosel Schroeder kennt hier jeder: Die rüstige Seniorin mit den leuchtenden Augen und dem sympathischen Lächeln ist beliebt an der Mozartstraße. Die 73-Jährige hat hier — als das Gebäude noch eine Grundschule war — als Lehrerin gearbeitet. Und auch heute ist die Tochter des ehemaligen Homberger Pfarrers Brinkmann nahezu täglich vor Ort.
Rund 70 Flüchtlinge sind hier untergebracht, viele kommen aus dem Kosovo, aber auch Iraker und Syrer sind da. „Rosel Schroeder ist so etwas wie die Mutter Teresa vom Homberg“, sagt Hermann Fiebig. Der 63-Jährige ist einer derjenigen, die sich erst seit einigen Monaten im Arbeitskreis Flüchtlinge engagieren. Sie kümmern sich nicht nur die Bewohner der Mozartstraße, auch an der Herrnhuther Straße sind sie aktiv.
„Zusammen mit der Flüchtlingsbetreuung der Caritas unterstützen wir die Flüchtlinge bei Behördengängen, Arztbesuchen oder Schulanmeldungen“, erzählt Schroeder. Aber manchmal sind es gar nicht die Wege, die nötig sind, oft helfen Gespräche — auch wenn das nicht einfach ist: „Manchmal müssen wir uns schon mit Händen und Füßen verständigen, aber mittlerweile können viele der Bewohner schon so gut Deutsch, dass immer jemand zum Übersetzen da ist für den Notfall.“
Die ehrenamtliche Arbeit ist anspruchsvoll, denn vor allem das deutliche Setzen von Grenzen ist wichtig, vor allem für die eigene Psychohygiene, wie Fiebig erklärt: „Sie dürfen die Schicksale nicht zu nahe an sich heranlassen. Das würde einen auf die Dauer auffressen.“ Es sind nicht nur Geschichten von Krieg, Armut und teilweise abenteuerlich-gefährlichen Fluchtversuchen — aber eben auch die Trennungen von liebgewordenen Menschen. Denn die meisten Bewohner haben relativ wenig Chancen auf ein Bleiberecht, müssen Deutschland wieder verlassen.
Rosel Schroeder engagiert sich schon seit 15 Jahren für Flüchtlinge. „Ich habe durch meinen Vater schon in frühester Kindheit soziales Engagement vorgelebt bekommen. Und so setze ich das mit meinem christlichen Verständnis fort.“ Unterstützt wird sie dabei von ihrem Mann, der wie die anderen Ehrenamtler viele Stunden in die Flüchtlingshilfe investiert. Aber das muss nicht jeder, so die Hombergerin: „Wir haben auch Helfer, die einmal in der Woche für eine Stunde kommen, um mit einem Kind Deutschunterricht zu machen. Jeder kann sich hier im Rahmen seiner Möglichkeiten einbringen.“
Angefangen hat Rosel Schroeders Arbeit für die Flüchtlinge zu ihrer Zeit als Lehrerin, als viele Roma-Kinder in ihrer Klasse war. Viele dieser Familien wurden später abgeschoben: „Mein Mann und ich haben 2005 diese Familien in Serbien besucht nach der Abschiebung. Diese Bilder haben uns nicht mehr losgelassen, es war so schockierend.“ Und so ist sie froh, dass sie es schafft, den Flüchtlingen das Leben in der Fremde zumindest ein bisschen zu erleichtern — und wenn es nur mit einem aufmunternden Lächeln ist.