Im Ferienkurs lernen Kinder ihre Comic-Helden selbst zu zeichnen

22 Mädchen und Jungen erfuhren von Manga-Autorin Alexandra Völker in der Bücherei West, wie die japanischen Figuren gelingen.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. „Ein Bogen oben, ein Bogen unten und beide mit noch mehr Bögen verbinden“, ruft Alexandra Völker fröhlich in die Runde. 22 Kinder, überwiegend Mädchen, machen auf DINA4-Blättern nach, was die in der Szene berühmte Mangaka — so nennt der Fachmann einen Manga-Zeichner — am Flipchart vormacht.

„Das ist toll wie die das kann und erklärt“, sagt Lea (12), die Zunge vor Aufregung zwischen die Zähne geklemmt. „Ich male auch viel“, bevorzugt aber „so Tiere und so“.

AlexandraVölker, Kursleiterin

Eine der wichtigsten Lektionen für die Erstellung der flippig ausschauenden Mangas liefert die Expertin gleich nach: „Nicht verbissen, sondern locker-flockig aus dem Handgelenk zeichnen.“ Allerdings hat die 30-Jährige, die an der Folkwang Schule Kunst studiert, gut lachen: „Bei ihr reichen drei Striche und die Figur ist fertig“, wispert ehrfürchtig eine Teilnehmerin.

„Mein Versuch sieht eher aus wie ein Alien“, lacht Mitmacherin Constanze Armbruster. Sie leitet die Stadtteilbücherei in West. Der Manga-Workshop ist Teil des von ihr konzipierten Sommerferienspaßes, der nicht nur junge Leute zum Lesen animieren möchte. Aktionen wie das Comic zeichnen sind besondere Glanzlichter — und begeistern die Teilnehmer. Den Bleistift lässig in der Hand, das Radiergummi griffbereit, beobachtet Michelle (13) jeden Handgriff Alexandra Völkers. Seit drei Jahren begeistert sie sich für die bunte und fantasievolle Manga-Welt. „Meine Freundin Marilyn hat mich darauf gebracht“, mit ihren hochgebundenen Zöpfen sieht sie selbst ein bisschen wie ein Fabelwesen aus. „Besonders cool finde ich die großen Augen und Haare.“ Beides, so die Vorzeichnerin, „darf in der Manga-Welt richtig gepimpt werden.“

Mit dem Manga-Zeichnen kann man zwar kein Geld mehr verdienen, der große Boom ist vorbei. Als Lehrstunde aber geht noch was. Geduldig erklärt die geübte Künstlerin, wie der Ansatz eines „niedlichen Moppelbauchs“ zu skizzieren ist, koloriert in Kunterbuntfarben eben noch blass aussehende Figuren zu quietschbunten Superhelden und erklärt Techniken wie Schraffuren. Auch das Spiel von Licht und Schatten wird ausführlich beleuchtet und wie sich manches am Computer malen lässt. „Und wer keine Ahnung hat, wie zum Beispiel ein Oktopus aussieht, kann sich aus guten alten Büchern Ideen holen.“ So handhabt sie das selbst, wenn sie etwas nicht weiß. „Im Netz kann man suchen, aber in der Bücherei mindestens ebenso gut.“

Zum Abschluss zeichnen die Nachwuchs-Mangaka Lieblingsmotive auf dicke Blätter oder gestalten Postkarten und Lesezeichen. „Das wird ein Geschenk“, sind sich Lea und Michelle einig. Der Sommerferienspaß wird kommenden Mittwoch mit einer weiteren Extra-Tour fortgesetzt: Ab 10 Uhr werden dann per Upcycling aus gereinigtem Müll und Kreativität neue Dinge.