Im Norden lahmt das Netz
Die Firma Rapeedo wollte 2011 Teile Breitscheids mit einem schnellen Glasfasernetz ausstatten. Doch passiert ist nichts.
Breitscheid. Als die Stadtwerketochter Rapeedo 2011 angekündigt hatte, mit einem Glasfasernetz den Norden Breitscheids aus der Internetsteinzeit in die Zukunft zu führen, war die Freude groß. Ganz Breitscheid surft seitdem mit Höchstgeschwindigkeit durchs Datennetz. Ganz Breitscheid? Nein, hoch im Norden des Stadtteils gibt es immer noch knapp zwei Dutzend Haushalte, die von Onlinebanking und Lieder herunterladen nur träumen können — von Filme gucken via Internet, ganz zu schweigen. „DSL 2000 — mehr geht hier nicht, wenn überhaupt so viel geht“, sagt Andrea Hochscheid, die gerade ihr neues Zuhause am Mintarder Berg saniert.
Zumal sie keine Alternativen habe. Internet via Funk vielleicht. Aber selbst die neue LTE-Technik werde langsam, wenn mehrere Nutzer sich eine Funkstrecke teilen müssen. „Dabei haben wir uns so sehr auf Rapeedo gefreut. Auf einer Bürgerversammlung wollten alle den Glasfaseranschluss haben“, erinnert sich Hochscheid. Der Bereich um die Stooter Straße sei danach ausgebaut und ans Netz angeschlossen worden. Dann habe die Baufirma alles eingepackt — der nördlichste Bereich Breitscheids blieb weiter ohne Glasfaser. Das war vor einem Jahr.
Hochscheid erkundigte sich bei Rapeedo nach den Gründen. Da die Leitungen — wie bereits auch der Strom — an Überlandmasten verlegt werden müssten, sei das sehr teuer und unwirtschaftlich. „Die haben etwas von 60 000 Euro gesagt, die auf die 20 Einheiten umgelegt werden müssen“, sagt Hochscheid. Das wären pro Anschluss 3000 Euro. „Ein Zuschuss wäre ja okay, aber eine solche Summe?“
Rapeedo wollte darauf ein Infoblatt verteilen, Hochscheid möchte lieber noch eine Bürgerversammlung — wie vor zwei Jahren. „Dann kann der Bedarf der Leute sofort abgefragt werden.“ Nach ihrer Ansicht ist der Bedarf riesig. „Tengelmann hat dort ein Schulungszentrum und bezahlt 6000 Euro für eine Standleitung.“ Auch Walter Bäumer, der mit historischen Maserati-Autos handelt, ist auf eine „weltweit funktionierende schnelle Kommunikationsmöglichkeit“ angewiesen. „Ich denke, es gibt auch eine Versorgungspflicht für Kommunikationsmittel.“
Bei Rapeedo sieht man das anders: „Es hängt von der Teilnehmerzahl ab, die mitmachen wollen“, sagt Peter Koch, der für den Vertrieb zuständig ist. Unwirtschaftlich bleibe es auf jeden Fall, auch wenn sich alle 20 Haushalte anschließen lassen. Als junges Unternehmen müsse man wirtschaftlich sinnvoll agieren und dort zuerst anschließen, wo der Bedarf am größten ist — etwa in der Innenstadt, nicht am nördlichsten Zipfel des Stadtgebietes. Rapeedo sei bereit, auch den Mintarder Berg ans Glasfasernetz anzubinden — aber mit Kostenbeteiligung der Nutzer. „Zwei bis drei Monate Vorlauf bei der Planung brauchen wir aber schon“, sagte Koch, der sich mit Andrea Hochscheid bald treffen will.