Weihnachten im Ratinger Stadion Weihnachtsgottesdienste im Stadion geplant

Ratingen. · 500 Besucher könnten den Weihnachtsgottesdienst unter freiem Himmel erleben. Die Gemeinde will neue Wege gehen, um den Kirchenaustritten entgegenzuwirken. Dazu gehören auch Videobotschaften.

Pfarrer Daniel Schilling und Gemeindereferent Thomas Golbach im Stadion. Hier soll es an Heiligabend ein Angebot für die Gläubigen geben.

Foto: Achim Blazy (abz)

Corona-Zeiten, verrückte Zeiten. Fürs säkulare Leben, fürs kirchliche ebenso. Da treten einerseits etliche Mitglieder der Kirche aus, da stehen andererseits Gläubige Schlange, um an den Gottesdiensten teilzunehmen, in denen nur ein reduzierter Platz angeboten wird. Beides sieht der Pfarrer an St. Peter und Paul, Dechant Daniel Schilling, – und er sieht es, ohne gleich ein Rezept gegen Kirchenaustritte zu haben, und ohne zu ermitteln, ob es zum Beispiel mehr erbauliche Aktivitäten sein könnten, die die Schäfchen zusammenhalten.

Wenn man dann einen klaren Blick in die Statistik wirft, wird genau dieser Blick schon wieder besonders: Im Jahr 2019 sind 156 Gemeindemitglieder aus der Kirche ausgetreten, 140 davon hatten bis zum 10. November die Kirche verlassen. 2018 hatten ich insgesamt 118 Personen die Pfarre verlassen. In diesem Jahr sieht die Zahl wieder rückläufig aus. Bis zum 10. November 2020 verabschiedeten sich 80 Personen. Ein neuer Trend?

Vielleicht für Ratingen, sicherlich nicht fürs gesamte Erzbistum. Dort haben im Jahr 2018 ungefähr 18 500 Personen der Kiche adieu gesagt. Und 2019 waren es 24 298, die nicht mehr ihren Gemeinden zugehörig sein wollten.

Wie fischt man nun wie weiland Petrus neue Gläubige in die Kirche? Könnte man nur die erreichen, die ohnehin vor der Hochzeit und der Anmeldung ihres Kindes für die Kita wieder um Einlass bitten? Das sind gewiss nicht diejenigen, die mit der Kirche glücklich werden – und umgekehrt auch nicht.

Es kommen mehr Gläubige
als ursprünglich gemeldet

Es gibt keine Abschiedsgespräche, und der Austritt ist einfach, kurz und schmerzfrei. Da muss niemand Farbe bekennen. Gegenwärtig aber, da Corona die Gottesdienst-Teilnahme namentlich erfasst, zeigt sich in der Peter und Paul-Pfarre Erstaunliches: Zu den Messen am Wochenende, die nur nach Anmeldung ihre Türen öffnen, kommen meist mehr Ratinger als sich angemeldet haben.

Und jetzt sind alle gespannt, wie es denn am Heiligen Abend wird. Dann nämlich geht es in zwei Gottesdiensten um je 500 Plätze, mit viel Raum, mit viel frischer Luft und viel Engagement. Noch kann man nicht buchen. Aber ein Ordner-, Organisations- und Desinfektionsteam mit 40 Leuten hat sich schon gemeldet und hilft dabei dass die Idee verwirklicht werden kann. Und Gemeindereferent Thomas Golbach organisiert, was das Zeug hält.

Pastor Schilling hat in vielen vergangenen Wochen mit mehr als 24 000 Klicks Videobotschaften unters Volk gebracht, hat die positiven Reaktionen auf den Begrüßungsdienst an den Kirchtüren wahrgenommen. Die Idee zum Heiligen Abend im Ratinger Stadion (16 Uhr Krippenfeier für Kinder und Familien mit Krippenspiel und um 18.30 Uhr eine Christmette) ist dem Pastor nicht beim Joggen gekommen. Sondern: „…. einfach bei der Überlegung: Wie können wir möglichst vielen Menschen gerade in diesem Jahr die Frohe Botschaft verkünden, wie möglichst vielen eine Freude machen? Und darüber hinaus: Ich möchte, dass man in der schweren Zeit mit der Erinnerung an einen Weihnachtsgottesdienst im Stadion ein bleibendes positives Bild im Herzen trägt.“

Nicht auszudenken, wenn zum Abschluss jeweils auch noch „Stille Nacht“ in die Masken gesungen wird.