Kinder machen aus ihren Rechten Kunst

Zwölf Schüler haben mit ihren Werken mehrere Plakate und einen Flyer gestaltet.

Foto: Dietrich Janicki

Ratingen. Gewitterstimmung. Dunkel wallen die Wolken. Es blitzt. Noch vor dem Donner gibt das einen Stich ins Herz — Kinder haben Angst vor den Naturgewalten. Das ist das eine, das negative Bild. Es ist rot durchgestrichen. Auf dem anderen hat Ranja (12) gemalt, wie es sein sollte: Mama hat den Schirm aufgespannt, nimmt ihr Kind in den Arm. Alles wird gut — es gibt immer Hoffnung auf ein Happy End, wenn Eltern ihre Kinder aufmerksam beaufsichtigen.

Das ist nur ein Plakat von insgesamt drei Motiven, die in den nächsten Tagen an Schulen und Kitas verteilt werden sollen. Ein in ein kleines, braunes Haus eingesperrtes Kind symbolisiert den Imperativ „Kinder niemals einschließen!“ Und ein großer, schwarzer Schatten auf einem zitternden Kind steht für „Kinder niemals schlagen!“ Auch diese Zeichnungen sind durchgestrichen und mit einem positiven Gegenbeispiel versehen. Die Bilder stammen aus dem Kunstprojekt „Kinderrechte von Kinderhand“.

Das Ratinger Jugendamt und die Neander-Diakonie wollten ursprünglich einmal Flüchtlingen mit der Hilfe von Piktogrammen deutlich machen, wie hierzulande mit Kinder umgegangen wird, welche Rechte Kinder haben. Dann fand man aber in einer Umfrage heraus, dass alle Eltern und Aufsichtspersonen etwas Nachhilfeunterricht gut gebrauchen könnten. „Wir wollten dann zunächst mit einer Grafikerin Icons zu drei konkreten Kinderrechten entwerfen“, sagt Sabine Klocke, Leiterin der Abteilung Jugend und Familienhilfe im Jugendamt. Doch es war gar nicht so einfach, verbindliche Zeichen dafür zu entwickeln, dass Kinder nicht geschlagen und nicht eingesperrt werden dürfen und immer beaufsichtigt werden müssen.

Die nächste Idee: Kinder malen eigenhändig, worauf sie ein Recht haben. Zusammen mit der Neander-Diakonie fand das Jugendamt zwölf Heranwachsende — etwas mehr Mädchen als Jungen. Die eine Gruppe Kinder — alle etwas jünger. Die andere waren eher Jugendliche. Und dann ging es los, erinnert sich Monika Benninghoff von der Neander-Diakonie: „An jeweils drei mal drei Tagen haben wir mit den Kindern und Jugendlichen viel diskutiert.“ Ideen wurden skizziert und hochgehalten. Versteht man das? Nein? Dann weg damit. Langsam kristallisierten sich die drei Doppelmotive heraus, die auf die Plakate gedruckt wurden.

Dabei hatten die jungen Künstler manchmal durchaus andere Leitgedanken als die Erwachsenen. Bei der Gewalt gegen Kinder dachten einige nicht nur an die Schläge der Eltern, sondern auch an die Seelengewalt durch Mobbing in einer Schulklasse. „Als die Experten vom Fachtag Kinderschutz des Jugendamtes die Siegermotive auswählen sollten, kam es zu einer denkbar knappen Entscheidung“, sagt Sabine Klocke. Ein Siegerbild hatte gerade mal zwei Stimmen mehr als das nächstplatzierte. Zu den jeweils 100 Plakaten pro Motiv erläutert ein Flyer die Hintergründe.