Mega-Leinwand in West

Stadtteil-Doku wird am 8. Dezember auf die Bauplane des Himmelshauses projiziert.

Ratingen. An Ratingen West scheiden sich die Geister: Außenstehende, die das Viertel kaum kennen, verbinden damit oft Negativschlagzeilen, Schmuddel-Image, Problemstadtteil. Die Einwohner vor Ort ärgert das. Sie sind stolz auf ihren Stadtteil, leben gerne dort und haben ein Stück Heimat gefunden — allen Problemen zum Trotz, die es zweifellos gibt.

Um mit den Vorurteilen aufzuräumen und ein Stück des Lebensgefühls in diesem besonderen Stadtteil rüberzubringen, wurde im Auftrag von Infra West (Gemeinschaftsprojekt von Stadt, LEG und Schulen) eine Art Dokumentarfilm über West gedreht. Titel: „Hier im mittendrin — Wir in Ratingen West“.

Zur Premiere am kommenden Donnerstag, 8. Dezember, sind alle Westler und Ratinger eingeladen. So besonders der Film, so außergewöhnlich Aufführung. Der Streifen wird nämlich nicht auf einer herkömmlichen Leinwand gezeigt, sondern von einem Balkon des Hauses Weimarer Straße 6 direkt auf die 137 Meter entfernte Fassade des Himmelshauses Jenaer Straße 14 und 16 projiziert. Die weiße Bauplane, die das wegen der Modernisierung gerade eingerüstete Hochhaus verhüllt, dient dabei als Leinwand. Das Bild wird rund 900 Quadratmeter groß sein.

„Für diese Projektion brauchen wir natürlich einen besonders leistungsstarken Beamer“, erklärt Svenja Poßecker von der LEG. Das Gerät hat eine Lichtstärke von 30 000 Ansi-Lumen — 30 Mal mehr als normale Heimbeamer. Wegen der enormen Strahlkraft und der Nähe zum Flughafen musste sich die LEG die Erlaubnis von der Flugsicherung einholen.

Die Bewohner der Weimarer Straße 6 und 8 können den Film von ihrem eigenen Balkon oder Fenster aus verfolgen. Die anderen Gäste sehen ihn von der überdachten Galerie des bereits modernisierten Himmelshauses aus — bei heißem Glühwein und Grillwürstchen. Als besonderen Gag bietet die LEG den Bewohnern an, Grußbotschaften mit maximal 100 Zeichen an die Fassade zu projizieren. Die Grüße müssen bis 6. Dezember bei der LEG eingegangen sein.

Was erwartet die Besucher? „Ein ganz starker Film“, sagt Heiner van Schwamen, Lehrer am Bonhoeffer-Gymnasium und Leiter des Infra West-Kulturbüros. Entstanden ist er an nur fünf Drehtagen im Sommer. Natürlich dauerte der Vorlauf deutlich länger. Drei Schülerinnen und drei Senioren werden porträtiert. Sie erzählen von ihrem Leben in West, interviewen aber auch Leute auf der Straße.

„Man bekommt einen sehr guten Eindruck von dem Zusammenleben der verschiedenen Kulturen, Schichten und Altersgruppen in diesem Stadtteil“, sagt Filmemacher Patrick Waldmann von der Haaner Produktionsfirma „Fokus-Film“. Er hat mit seinem Partner Martin Pfahl den Streifen gedreht. „Es ist kein klassischer Werbe- oder Imagefilm, aber auch keine reine Doku.“ Ute Wipperführt, städtische Mitarbeiterin bei Infra West, war „angenehm überrascht“ über das Ergebnis. „Es ist ein schöner Film — ich bin sehr gespannt, wie er bei den Leuten ankommt.“