Molche machen wieder Ärger

Wurden Artenschutzvorgaben nicht eingehalten? Kreis, Stadt und Politik sind uneins.

Ratingen. Das kleine Tierchen hätte beinahe schon einmal das Millionen-Projekt Bezirkssportanlage am Götschenbeck gestoppt — und jetzt sorgt es schon wieder für Furore: Der unter Schutz gestellte Kammmolch soll keine Rückzugsmöglichkeiten haben, um ungestört leben und derzeit laichen zu können.

Der Teich, der direkt neben dem Hauptspielfeld für den Kammmolch im Zuge der Bauarbeiten angelegt wurde, „entspricht nicht den Anforderungen für Rückzugsgebiete für diese Tiere“, behauptet Thomas Binder, sachkundiger Bürger für die Grünen im Bau- und Vergabeausschuss. Auch Vertreter der Umweltbehörde des Kreises Mettmann sollen Binder zufolge bei einer Begehung festgestellt haben, dass Vorgaben zum Artenschutz auf dem Areal der Bezirkssportanlage nicht eingehalten werden.

Binder möchte in einer Anfrage von der Verwaltung wissen, ob dies bekannt sei. Und er findet es „obskur, dass der Artenschutz so unwichtig gefunden wird“, sagte er am Donnerstag der WZ. Doch was genau bemängelt Binder eigentlich? Der Teich sei total ausgetrocknet, sagt er, und das so genannte Kammmolch-Leitsystem, das verhindern soll, dass die Tiere über die Sportanlage wandern, sei entfernt worden. Doch nicht nur das ärgert Binder. Die Zäune sollen seiner Aussage nach nicht richtig installiert worden sein. Deshalb seien die Tiere schon einmal auf einer Länge von 150 Metern in den Baugraben gestürzt. Erst danach habe man die Leitzäune richtig aufgestellt.

Das Amt für Grünflächen und Umweltschutz hat Binder mit einem Schreiben geantwortet. Darin steht: „Der momentane Ausbaustand des Sekundärbiotops entspricht noch nicht dem Endausbau.“ Dies sei auch der Grund, warum der Teich nicht vollständig mit Wasser aufgefüllt ist. Das erklärte am Donnerstag Uwe Puzalowski, stellvertretender Amtsleiter. Dass der Teich noch nicht fertiggestellt ist, liege an Verzögerungen beim Bau der Anlage. Vier Wochen lang habe auf der Baustelle nicht weitergearbeitet werden können. „Es konnte nicht rational gearbeitet werden. Es macht beispielsweise einfach keinen Sinn, nur ein kleines Stück zu pflastern statt gleich eine große Fläche zu versiegeln“. Ab dem 9. Mai soll am Götschenbeck aber weitergebaut werden. Geplant ist dann auch die Fertigstellung des Teiches. „Dann wird der Teich eine Sohlabdichtung erhalten.“

Die Aufregung um die Leitzäune kann Puzalowski nicht verstehen. „Die Zäune stehen, und die Molche können derzeit nicht auf das Gelände der Bezirkssportanlage kommen“, sagt er. Trotz des Baustopps soll der Eröffnungstermin der Sportanlage aber nicht gefährdet sein. „Wir arbeiten so stramm und effizient, dass es bei November bleibt.“

Bei der Kreisverwaltung ist die Diskussion, die in Ratingen um die Kammmolche geführt wird, bekannt. Doch entgegen der Aussage Binders erklärt ein Sprecher: „Die wasserrechtlichen Verordnungen werden eingehalten. Und auch das Leitsystem für die Kammmolche ist nach dem jetzigen Stand so, dass die Tiere nicht gefährdet sind.“