Ratingen Blitzer-Test startet in Ratingen

Ratingen · Der Anhänger ist mobil und misst das Tempo in beide Fahrtrichtungen – rund um die Uhr.

 Die neue Messanlage steht an der Mülheimer Straße unweit des Kreisverkehrs Krummenweger Straße. 

Die neue Messanlage steht an der Mülheimer Straße unweit des Kreisverkehrs Krummenweger Straße. 

Foto: Achim Blazy (abz)

. (Red/abin) Pendler werden den großen schwarzen Kasten schon bemerkt haben, der seit Montag an der Mülheimer Straße steht. Das Straßenverkehrsamt startet eine einjährige Testphase mit einem neuen mobilen Geschwindigkeitsmessgerät, das „die Vorteile aus mobiler und stationärer Geschwindigkeitsüberwachung vereint“, wie der Kreis Mettmann mitteilt. Erster Standort der neuen Anlage ist die Mülheimer Straße in Ratingen ­– hier gilt Tempo 50. Die Anlage wird an dieser Stelle voraussichtlich für eine Woche stehen.

Die „Enforcement Trailer Semistation TraffiStar S350“ der Firma Jenoptik lässt sich wie ein Anhänger bewegen und flexibel am Straßenrand aufstellen. Über die zwei integrierten Messgeräte mit modernster Lasertechnik kann der Verkehr in beide Fahrtrichtungen und auf mehreren Fahrspuren gleichzeitig überwacht werden. Bei Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit wird ein Foto erstellt und per Datenfernübertragung an den Kreis übermittelt. Aufgrund einer eigenen Stromversorgung ist ein autarker Einsatz an wechselnden Standorten über mehrere Tage und rund um die Uhr möglich.

Bisher hat der Kreis Mettmann für seine 310 Messstellen mobile Messfahrzeuge im Einsatz. Diese messen überwiegend an Orten, die vermehrt von Fußgängern und Fahrradfahrern sowie besonders schutzwürdigen Personen wie Kindern, Hilfsbedürftigen und älteren Menschen frequentiert werden, also an Kindertageseinrichtungen, Schulen, Altenheimen oder Krankenhäusern. Auch gibt es seitens der Bürger immer wieder Anregungen für neue Messstellen.

24 stationäre Messanlagen, verteilt auf das gesamte Kreisgebiet, unterstützen die mobile Geschwindigkeitsmessung. Zusätzlich befinden sich zwei weitere stationäre Anlagen aktuell noch in den Baustellenbereichen auf der Autobahn A 3 im Abschnitt zwischen Hilden und Langenfeld. Die stationären Messanlagen wurden überwiegend aufgrund von Beschlüssen der überörtlichen Unfallkommission in unfallträchtigen Bereichen installiert. Hauptunfallursache ist an diesen Stellen grundsätzlich überhöhte Geschwindigkeiten teilweise mit Schwerverletzten und/ oder mit Todesfolge gewesen.

Gegen Radarfallen des Typs
gab es eine Klagewelle

„Von den Autofahrern ungeliebt, erweisen sich diese Anlagen als Garant für mehr Sicherheit. Das zeigt ein Vergleich der Gesamtzahlen der Verkehrsunfälle im Bereich der ,Starenkästen’ vor und nach ihrer Einführung. Die Zahl der Unfälle nahm deutlich ab“, erklärt Kreissprecherin Daniela Hitzemann.

Das neue Gerät ist eine semistationäre Anlage. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn Gefahrenstellen temporär überwacht werden – an Kindergärten, Altersheimen, verkehrsberuhigten Zonen sowie auf Autobahnen, vor baufälligen Brücken und Baustellen. Die Station ist kompakt und wendig und lässt sich auch an engen und unübersichtlichen Stellen positionieren. Innerhalb weniger Minuten nach dem Aufstellen ist die Anlage bereits betriebsbereit. Für den Messbetrieb lasse sich der Anhänger vollständig auf den Wagenboden absenken. Dabei verschwinden die Räder in der gepanzerten Außenhülle, was Bewegung oder gar Abtransport durch Unberechtigte kaum zulässt, zusätzlich schützt ein Alarmsystem die Messtechnik vor Vandalismus.

Mit dem Einsatz der semistationären Anlage könne eine Lücke zwischen mobiler und stationärer Geschwindigkeitsmessung im Kreis Mettmann geschlossen werden, so die Kreissprecherin. Die Anlage sei variabel einsetzbar, ermögliche schnelle Reaktion auf sich ändernde Anforderungen und sei besonders für den innerstädtischen Bereich geeignet. Zudem eröffneten sich hiermit auch neue Möglichkeiten der zunehmenden Bedeutung des Themas Lärmschutzes künftig gerechter zu werden. Künftig sei es also auch möglich, nächtliche Beschränkungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit aus Lärmschutzgründen vollständiger zu überwachen. Auch für die Entschärfung von Unfallstrecken oder Unfallhäufungspunkten mit einer besonderen Problematik nachts oder am Wochenende (Stichwort „Raserstrecken“) sei das neue Gerät prädestiniert.

Ganz unumstritten sind die Blitzer der Serie Traffistar S350 nicht. Im Jahr 2017 hagelte es Klagen, nachdem die Anlage in einem Baustellenbereich auf der Autobahn 3 zwischen Mettmann und Hilden eingesetzt wurde. Innerhalb eines Jahres ermittelte das Gerät 60 000 Geschwindigkeitsverstöße. Insgesamt beliefen sich die Bußgelder auf rund drei Millionen Euro. Das Oberlandesgericht Düsseldorf bescheinigte dem Kreis Mettmann zwar eine rechtswidrige Verwendung des Blitzers, zahlen mussten die Temposünder trotzdem.