Offene Ganztagsschule: 135 Kinder ohne Betreuung
Mehr als 1500 Plätze stehen in der Offenen Ganztagsschule bereit. Der Bedarf ist höher.
Ratingen. 1512 Plätze in der Offenen Ganztagsschule stehen im Schuljahr 2012/2013 bereit. Angemeldet wurden aber bereits 1647 Kinder — 135 zu viel. Bei deren Eltern geht jetzt die Sorge um, wo und wie sie ihre Kinder nach den Sommerferien betreuen lassen können. Dabei war die Ogata in Ratingen jahrelang kein Problem. Nach dem jahrelangen Zaudern der damaligen CDU-Ratsmehrheit bei der Einführung startete die Stadt endlich durch, investierte Millionen in Um- und Neubauten und übertraf schon bald die vom Land vorgegebene Versorgungsquote. Mit dem Ausbau stieg aber auch der Bedarf immer weiter.
Das hatte der Stadtrat offenbar nicht bedacht, als er im März bei der Haushaltsverabschiedung mit der Mehrheit der bürgerlichen Parteien aus Spargründen das Ogata-Angebot gedeckelt hat: 56 Gruppen — das sollte reichen. Tut es aber nicht. Die Zahl der Anmeldungen übersteigt die Anzahl der vorhandenen Plätze. Besonders hakt es in der Gebrüder-Grimm-Schule, in der Paul-Maar-Schule in Tiefenbroich und in der Höseler Wilhelm-Busch-Schule.
„Nun, keine zwei Monate nach der Haushaltsverabschiedung fliegt der Verwaltung und den konservativen Parteien diese Fehlentscheidung um die Ohren“, sagt SPD-Ratsherr Ewald Geldmacher. Er kritisiert, dass die Verwaltung die Mittelkürzung vorgeschlagen hatte, obwohl schon im Oktober klar gewesen sei, wie sich die Anmeldesituation für den offenen Ganztag entwickeln werde.
Inzwischen rudern CDU und Bürger-Union zurück. „Die CDU möchte jedem aktuell angemeldeten Kind einen Platz im offenen Ganztag zur Verfügung stellen“, schreibt Margarete Paprotta, schulpolitische Sprecherin der Fraktion. Das Platzangebot solle sich am Bedarf und an der Nachfrage orientieren. Der Ratsbeschluss müsse „überdacht und modifiziert“ werden. BU-Fraktionsvorsitzender Alexander von der Groeben teilt mit, dass „die Sparzwänge nicht dazu führen dürfen, dass Kinder und deren Familien abgewiesen werden.“
Die Schulverwaltung erarbeitet gerade eine „neutrale Vorlage“ zur Ratssitzung am 22. Mai. Knapp unter 500 Euro liegt der städtische Zuschuss für jeden Ogata-Platz, der zudem noch über Landesmittel und — nach Einkommen gestaffelten — Elternbeiträgen finanziert wird.
Grob geschätzt geht man im Rathaus von einem zusätzlichen Finanzbedarf von 50 000 bis 60 000 Euro aus. „Bislang sind wir mit unserem Angebot immer ausgekommen. Jetzt wurde erstmals gedeckelt und es gab mehr Anmeldungen als Plätze“, erklärte Ulrike Mahnert, stellvertretende Leiterin des Schulamtes die Misere. Erfreulich: Bislang hat keine Schule einen erhöhten Platzbedarf durch die zusätzlichen Kinder angemeldet.