Ohne Angst in die Boeing
Blinde und Sehbehinderte aus Ratingen erfuhren am Flughafen, dass Fernziele auch für sie erreichbar sind.
Ratingen. Endlich sitzen sie in der 117 Sitzplatz starken Boeing 737. Der Flug nach Las Palma ist gebucht, die Sicherheitskontrollen haben sie ohne Probleme passiert. Weder ihre Rollstühle, noch ihre Blindenstöcke haben ihnen dabei Probleme bereitet. Auch Marion Höltermann und ihr Blindenhund Lucky wirken zufrieden: "Ich habe Vertrauen aufgebaut und Lust auf eine Flugreise bekommen."
Mitglieder des Blinden- und Sehbehinderten-Vereins Ratingen (BSV) sowie andere Menschen mit Handicap waren am Samstag der Einladung des Flughafens Düsseldorf und der Deutschen Lufthansa gefolgt. Ziel der Veranstaltung war es, der Gruppe zu zeigen, wie sie trotz ihrer Behinderung auf Reisen gehen kann.
Vom simulierten Check In über die Sicherheitskontrolle bis hin zum Betreten des Flugzeugs und anschließender Flughafen-Rundfahrt - so realistisch wie möglich sollte alles sein, um Angst zu nehmen und den Airport mit seinem barrierearmen Service zu präsentieren.
"Die Luftveränderung, die fremdartigen Gerüche - auch für eine Blinde wie mich ist Reisen eine große Erfahrung. Ich möchte nicht mehr abgeschnitten sein", macht Marion Höltermann, Vorsitzende des BSV, deutlich. Aufmerksam lauscht sie den Erklärungen, versucht sich einzuprägen, wo alles zu finden ist.
Lucky ist auch heute ihr ständiger Begleiter. Geflogen ist der elfjährige Königspudel und ausgebildete Blindenhund noch nicht. Das soll sich aber bald ändern. Sein Frauchen hat Mut gewonnen. Sie hat ihr Ticket gebucht und sich dann von Lucky durch die große Halle führen lassen.
Beim Betreten des Flugzeugs hatten Flughafenmitarbeiter sie zu ihrem Platz gebracht. Nur Lucky hatte einen Schritt zurück gemacht, als er in den Flieger steigen sollte. Nun liegt jedoch auch er beruhigt zu den Füßen seines Frauchens.
Der Airport Düsseldorf setzt bewusst auf Behindertenfreundlichkeit: Der Klüh-Behindertenservice sichert vom Betreten des Flughafengebäudes bis zum Platznehmen im Flugzeug eine ständige Betreuung von Rollstuhlfahrern.
Die Hilfesäulen im Terminal stellen den Kontakt mit einem Mitarbeiter her. "Bei uns am Flughafen soll keiner unter seiner Behinderung leiden", versichert Uwe Gregor. Die Behinderten sind von der Ausstattung des Flughafens begeistert. Einen Tipp an die Flughafenleitung hat Marion Höltermann jedoch noch: "Bodenindikatoren würden Blinden den Weg sehr erleichtern."
Die Lufthansa sowie der Flughafen nehmen jede Anregung ernst: "Wir profitieren alle von einander. Uns zeigt der Besuch des BSV eventuelle Schwachstellen auf", sagt Frank Hoffmann von der Lufthansa.
Eine Einstellung, die Rollstuhlfahrer Dieter Puls nicht erwartet hätte. Sein Flug vor fünf Jahren in die Türkei ist ihm bis heute in schlechter Erinnerung: "Ich habe trotz Proteste einen Platz am Fenster bekommen, obwohl ich mit meiner Familie hätte tauschen können. Die Fluggesellschaft wollte es nicht. So konnte ich nicht einmal zur Toilette gehen."
Flugbegleiterin Beate Witt von der Lufthansa nimmt ihm die Angst: "Wenn Sie es wünschen, bekommen sie den Platz, den Sie wollen." Ohne Probleme nimmt Dieter Puls in einem der Sessel Platz, seine Bedenken sind verflogen, seine Angst auch: "Jetzt flieg’ ich wieder. Mein nächstes Ziel heißt Teneriffa."