Orpheus-Theater feiert 20-jähriges Bestehen

Das Ratinger Ensemble feierte mit einer rauschenden Gala und zahlreichen begeisterten Gästen im Ratinger Stadtteater.

Ratingen. Die beiden älteren Damen in den mittleren Sitzreihen können sich vor Begeisterung kaum bremsen. „Was für ein wundervoller Abend“, schwärmt die eine Besucherin, „diese Gesangsleistungen, diese Kostüme, einfach umwerfend“. Ihre Begleiterin nickt und ergänzt. „Das ist eine wahre Auszeit vom tristen, grauen Alltag.“ Und glaubt man dem kräftigen Beifall zur Halbzeitpause, dann teilen wohl alle der unzähligen Zuschauer die Meinung, dass die sechs Opernsänger — drei Frauen und drei Männer — bis dato ein wahres Feuerwerk an musikalischen Highlights abgefeuert haben.

Mit Sektgläsern in den Händen eröffnen alle zusammen das rund zweistündige Konzert und geben einen ersten Geschmack darauf, welch großes Gesangs- und Schauspielpotenzial in allen von ihnen steckt. Die Männer in Frack und edlem Zwirn, die Frauen in glänzenden Kleidern, es ist nicht nur ein Ohren-, sondern auch ein Abend voller Augenschmaus.

„Zu Beginn wollte uns niemand“, erzählt Mitgründer Adolph Brune zwischen zwei musikalischen Darbietungen, „wir haben erst drei Jahre später unseren ersten Durchbruch mit einer Tournee gehabt“, und er lässt das Publikum in seiner ruhigen und liebevollen Art teilhaben an manch abstruser Situation. „Wir haben mal einen Auftritt gehabt, da war die Bühne über einen See gebaut. Als ich den ersten Ton sang“ — Adolph Brune ist Tenor — „da quakte ein Frosch los und er hörte nicht mehr auf bis zum Ende. Und das in einer Lautstärke, die sich niemand vorstellen kann.“

Tanja Ellrich verzaubert in einem hellgrünen Ballkleid und mit glasklarer Stimme bei ihrer Kurzinterpretation von „Wein nicht um mich, Argentina“, aus „Evita“ und Sopranistin Pia Schwarz, in rotem langen Kleid singt im Duett mit Adolph Brune „Die Caprifischer“. „Wir wollten einen abwechslungsreichen Abend bieten“, erklärt Tenor Brune später, „möglichst aus allen Sparten und Facetten der Operette.“

Familie Bulenda — bestehend aus Sohn, Mutter und Großmutter — ist ebenfalls begeistert: „Wir wären eigentlich heute gar nicht hier, sind es nur, weil meine Schwester heute mit ihrem Ballett auftritt“, erzählt der 13-jährige Vincent. Denn um den Abend noch ein Stück bunter zu gestalten, haben die Sänger die Ballettschule „Ballett & mehr“ eingeladen. „Wie wäre es mit ein bisschen wunderbarem Charleston?“, fragt Adolph Brune ins Publikum und kündigt damit fünf großartige Tänzerinnen im kleinen Schwarzen und mit Federboa im Haar an.

Dann betritt ein kleiner Mann mit großen Flügeln und riesiger Sonnenbrille die Bühne. Es ist Alexander Janacek, ein stimmgewaltiger Bariton als Stubenfliege verkleidet. Gemeinsam mit Partnerin Polly Olszak, die in ihrem zarten Blümchenkleid schlicht bezaubernd und anmutig wirkt, inszenieren sie auf humorvollste Weise „Das Fliegenduett“ aus „Orpheus in der Unterwelt“. Überhaupt: Die Sopranistin Polly Olszaks Dauerstrahlen spiegelt genau das, was alle Anwesende wohl an diesem Abend empfinden: Es ist wunderbar, dabei zu sein.