Parkchaos am Blauen See
Erst waren es nur 30, inzwischen sind es mehr als 500 Autos, die mitten in dem Landschaftsschutzgebiet von Flugurlaubern abgestellt werden.
Ratingen. Im Mai waren es 30 Autos, vor einer Woche etwa 150, am Donnerstag schon 500 oder 600. „Vielleicht sind es auch schon 700“, sagt Michael Podlesny. Er hat es längst aufgegeben, die Fahrzeuge zu zählen, die Tag für Tag den großen Parkplatz am Blauen See füllen — mitten im Landschaftsschutzgebiet. „Das kann einfach nicht in Ordnung sein, dass hier mitten in den Landschaft Dauerparkplätze eingerichtet werden.“
Die Zufahrt ist zwar mit Sperrpfosten abgeriegelt, doch der Fahrer des holländischen Wagens weiß offenbar, dass er den mittleren nur herausziehen muss, um freie Einfahrt zu bekommen. Nein, er komme nicht aus den Niederlanden, er parke nur das Auto hier — für eine Firma, sagt der Fahrer. Wenige Minuten später verlässt er den Parkplatz mit einem anderen Wagen mit deutschem Kennzeichen. Podlesny: „Airport valet oder so ähnlich heißt die Firma, die hier einen Shuttle- und Parkservice anbietet.“ 35 bis 45 Euro pro Woche soll das Parken auf Freiflächen kosten — wo die Freiflächen sind, werde nicht gesagt. „Das ist eine Goldgrube für die. Dass das hier auch ein Naherholungsgebiet ist, schert die nicht.“
Verärgert ist inzwischen auch Gudrun Baumgart. „Ich lebe seit 52 Jahren in Ratingen, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Mittlerweile werde sie von den Leuten beschimpft, wenn sie mit ihrem Hund hier spazieren gehe. „Das ist eine Unverschämtheit.“
Inzwischen stehen auf dem Gelände Wagen aus England, Frankreich, Belgien, sehr viele aus den Niederlanden und natürlich aus ganz Deutschland — von Bayern bis Schleswig-Holstein. Die Wagen stehen säuberlich aufgereiht, nicht wild durcheinander.
„Ein paar Meter weiter fließt die Anger vorbei. Das ist hier alles unbefestigter Boden. Wenn ein Auto einen halben Liter Öl verliert, sickert das ein und geht ins Grundwasser“, ärgert sich Podlesny, der als Anwohner auch befürchtet, dass die Vielzahl der Fahrzeuge Kriminelle anziehen könnte. „Die Autos locken doch Diebesbanden an.“
Sorgen macht ihm auch das völlig vertrocknete, hohe Gras. „Wenn hier ein Auto mit heißem Kat abgestellt wird, brennt es lichterloh — und dann haben wir die Katastrophe.“
Er habe bereits beim Ordnungsamt der Stadt nachgefragt, doch dort hätte man ihn abgewimmelt: Zuständig sei die Untere Landschaftsbehörde beim Kreis Mettmann.
Dort allerdings weiß man nichts von Zuständigkeiten im eigenen Haus. „Eigentlich sollte die Stadt Ratingen etwas dazu sagen müssen. So viel wir wissen, liegt das in der Verantwortung der Unteren Bauaufsicht“, sagt Kreissprecherin Anne Grassberger. Grundsätzlich, diese Aussage könne der Kreis machen, sei das Parken aber in Landschaftsschutzgebieten verboten, „es sei denn, dass dort ein Parkplatz ausgewiesen ist“, sagt Grassberger. Ob dies im Fall des Blauen Sees der Fall ist, werde derzeit geprüft.