Radspuren stehen in der Kritik
Die auf der Bahnhofstraße in Hösel aufgepinselten Radlerspuren sorgen für Unmut. Die Stadt sagt, dort sei es so sicherer.
Ratingen. Der tägliche Aufruf „Ihr Thema? Darüber sollten wir mal berichten“ hat Anita Esper zum Hörer greifen lassen. Die Vorsitzende der Ortsarbeitsgemeinschaft der Verbraucher Ratingen (OAGV) und Mitglied im Verwaltungsrat der Verbraucherzentrale, hat die kürzlich neuangelegten Radwege auf der sanierten Bahnhofstraße kritisch unter die Lupe genommen. Fazit: Die auf der stark befahrenen B 277 aufgepinselten Spuren böten Radlern keinen Schutz und seien „mordgsefährlich“.
Die Stadt hält dagegen: Radspuren auf der Fahrbahn seien sicherer als separate Wege. Das sieht Esper aber ganz anders — und ist in allerbester Gesellschaft von Kritikern. Denn seit Jahren malt sich die Stadt Radwege auf die Straßen. Auf der Rehhecke beispielsweise gibt es teilweise vier Spuren: Auf Gehweg und auf der Straße. Langfristig, so die Stadt, sollen die Radwege auf den Gehwegen wegfallen.
Auf der Bahnhofstraße in Hösel kamen Radler und die wenigen Fußgänger bislang prächtig auf ihrem gemeinsamen Weg aus. Der führt sogar ein paar Meter auf der ehemaligen Eisenbahntrasse parallel zur Bahnhofstraße. Nun aber seien Radler gezwungen, die „saugefährlichen“ und viel zu schmalen Spuren auf der Fahrbahn zu nutzen. In West habe eine Bekannte gar ein Knöllchen über 20 Euro zahlen müssen, als sie wie bisher den Gehweg genutzt habe, so Esper. „Die Lastwagenfahrer beanspruchen auf der Bahnhofstraße die Radspur komplett. Es ist viel zu eng“, so die Verbraucherschützerin.
Dazu komme, dass es keinen Mittelstreifen gebe, die Autofahrer hätten also keine Orientierung. Sie sieht nicht ein, warum man Radfahrer auf diese Hauptstrecke zwingt. Auch die Politik vor Ort sieht das nicht ein: Als es um die Sanierung des unteren Teilstückes der dort völlig maroden Fahrbahn ging, hatte sich der Bezirksausschuss Hösel/Eggerscheidt vehement gegen ein solche, eigentlich unnötige Lösung ausgesprochen. „Viel zu gefährlich“, war damals die Meinung. Weil man sich auch über andere Details des Ausbaus nicht einigen konnte, wurde das Vorhaben verschoben.
Mit der Sanierung des oberen Teils hat die Stadt aber nun Tatsachen geschaffen. Esper ist der gleichen Meinung: „Auf dem Gehweg sind Radler zehnmal sicherer.“ Das Thema sei auch bereits im Klimabeirat der Stadt Ratingen besprochen worden. Dazu die Fahrradbeauftragte der Stadt, Paula Stegert: „Ursprünglich war für den Radverkehr zwischen Hugo-Henkel-Straße und Kreisverkehr eine Benutzungspflicht der Gehwege als gemeinsamer Geh- und Radweg angeordnet. Aufgrund straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften musste die Benutzungspflicht des Gehwegs aufgehoben werden.“
Hintergrund sei, dass „Radfahrer in der Regel auf der Fahrbahn sicherer unterwegs sind als im Seitenraum“. Stegert: „Hauptunfallursache bei Radverkehrsunfällen ist, dass Radfahrer an Kreuzungen, Einmündungen oder Grundstückszufahren übersehen werden, wenn sie sich im Seitenraum bewegen. Eine Führung auf der Fahrbahn bringt den Radverkehr in das Sichtfeld des Kfz-Verkehrs.“ Gehwege seien in erster Linie den Fußgängern vorbehalten.