Bildungschancen für alle Mutmacher für Schüler gesucht

Ratingen · Lehrermangel, Unterrichtsausfall, Raumnot – immer mehr Schüler geraten ins Räderwerk eines maroden Schulsystems. Auf der Strecke bleibt die Bildung. Die Allianz Bildung und Lernen unterstützt Schüler auf ihrem Weg.

Bildungspaten unterstützen Schüler nicht nur beim Schulstoff, sondern vor allem mental.

Foto: ABL

„Das Bildungsniveau sinkt dramatisch. Das System ist marode“, so die niederschmetternde Diagnose von Maymol Devasia-Demming, Geschäftsführerin der Allianz Bildung und Lernen (ABL). Der Verein setzt sich für verbesserte Bildungschancen bei Kindern und Jugendlichen ein. Kurz nach Beginn des neuen Schuljahres zeichnet sich bereits ab: Es wird etliche Schüler aller Altersstufen in Ratingen geben, die Unterstützung benötigen. Die ABL sucht deshalb Bildungspaten.

Die ersten Anfragen für eine Bildungspatenschaft liegen bereits auf dem Tisch. „Oftmals stellen Schüler, Eltern und Lehrer nach einem Jahr an der weiterführenden Schule fest, dass es Defizite gibt“, so Devasia-Demming. Tatsächlich werden dann aber Lücken sichtbar, deren Ursprung nicht selten meist lange zurückliegen.

„Inzwischen wechseln Kinder schon schlecht vorbereitet von der Kita in die Grundschulen“, stellt Christiane Fentross, die das Lesementoring koordiniert, fest. Die im Grundschulalter bestehenden Defizite zum Beispiel beim Lesen oder beim Textverständnis ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Schullaufbahn. Rund 170 ehrenamtliche Unterstützer stehen den Schülern vom Grundschulalter an zur Seite. Doch es sind nie genug. Die Nachfrage steigt stetig.

„Kaum ein Kind kommt heute noch ohne Nachhilfe aus“, so Ursula von der Linde, Bildungspatin, Lesementorin und Mitbegründerin der ABL: „Die Finanzierung ist für viele Familien nicht leicht bis unmöglich.“ Auch Zuschüsse aus dem Bildungs- und Teilhabepaket reichten bei Weitem nicht aus, um die jungen Leuten auf ein adäquates Bildungsniveau zu bringen.

Dazu kommen strukturelle Probleme im Schulsystem. „Die Entwicklung eines jungen Menschen müsste eigentlich von der frühkindlichen Bildung bis zum Berufseinstieg als Einheit gesehen werden“, so Devasia-Demming. Tatsächlich herrscht Kompetenzgerangel zwischen drei Ministerien. „Es fehlen überall Lehrer“, fügt Fentross hinzu. Viele Lehrkräfte arbeiten bereits am Limit. Das Schulsystem verlasse sich mehr und mehr auf Ehrenamtler. Immer akuter werde auch der Raummangel an Schulen. Schüler finden kaum noch Rückzugsorte und Lerninseln an den Schulen. „Wir sind dringend auf der Suche nach Räumen, die unsere Bildungstandems nutzen können“, so Fentross.

Für die Schüler entsteht ein Teufelskreis. Stetige Misserfolge nagen am Selbstvertrauen, sie sind unmotiviert, fühlen sich als Versager, wagen sich nicht an neue Aufgaben, verpassen ihren Schulabschluss und haben einen schlechten Start ins Berufsleben. Diese Spirale will die Allianz Bildung und Lernen durchbrechen.

Nach der Grundschulzeit, in der die ABL durch Lesementoring unterstützt, warten auf die Kinder in der weiterführenden Schule neue Herausforderungen, die bei Weitem nicht ausschließlich den Schulstoff betreffen. Ein neues Umfeld, ein neues System und neue Mitschüler rütteln die bisher gekannte Ordnung gehörig durch. Da ist es für manch einen Schüler hilfreich, jemanden an seiner Seite zu wissen, der – unabhängig von Lehrern und Elternhaus – ein bisschen Halt bietet. Gerade solche Menschen sucht die ABL derzeit.

„Wir suchen Bildungspaten für die Sekundarstufe eins, also die Klassen fünf bis zehn“, so Devasia-Demming. Bewerber, die sich für ein solches Ehrenamt entscheiden, müssen nicht fürchten, dass sie dem Schulstoff nicht gewachsen sind. „Bildungspaten tun den Kindern gut“, wissen die drei Frauen aus langjähriger Erfahrung. Die Stabilität im Leben junger Menschen gerate zunehmend ins Wanken, damit steige auch die Zahl derer, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. „Bildungspaten unterstützen mental, motivieren, bauen Selbstvertrauen auf, machen Mut, die Gestaltung der eigenen Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, schenken Wertschätzung. Sie sind unschätzbar wichtig.“ Damit ist auch die Basis für schulische Leistungen gelegt.

Die ABL lässt ihre Bildungspaten nicht allein, steht ihnen in jeder Situation zur Seite, ermöglicht einen Austausch untereinander und hält auch Lernmaterial vor. „Viele“, so Devasia-Demming, „wachsen in den Lernstoff mit ihren Patenkindern hinein.“

Wer sich vorstellen kann, einem jungen Menschen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben die Hand zu reichen, kann sich persönlich informieren. Mit einem Stand ist die ABL auf der Ehrenamtsmeile am 14. September, von 10 bis 13.30 Uhr rund um die Kirche St. Peter und Paul vertreten. Weitere Information, Ansprechpartner und Kontaktdaten gibt es im Internet.