Innerhalb von 24 Stunden Geldautomaten-Sprenger schlagen in Lintorf zu

Ratingen · Nach den Sprengungen in der Ratinger Innenstadt detoniert eine Nacht später der Geldautomat der Volksbank Rhein-Ruhr am Konrad-Adenauer-Platz in Lintorf. Die Täter entkamen, ein Polizeihubschrauber war im Einsatz.

Ein Bild der Verwüstung – diesmal am Konrad-Adenauer-Platz.

Foto: RP/Polizei Mettmann

Innerhalb von 24 Stunden ist es im Ratinger Stadtgebiet zu einer weiteren Automaten-Sprengung gekommen. Diesmal betrifft es die Volksbank Rhein-Ruhr am Konrad-Adenauer-Platz in Lintorf. Die Täter entkamen mit einem Fluchtfahrzeug. Wie bereits berichtet, hatte es in der Nacht zum Mittwoch zwei Sprengungen in der Ratinger Innenstadt gegeben.

Das ist der bisherige Stand der Ermittlungen: Gegen 3.50 Uhr meldeten gleich mehrere aufmerksame Anwohner des Konrad-Adenauer-Platzes in Lintorf ein lautes Knallgeräusch. Zeugen konnten zudem mehrere Personen beobachten, die mit einem dunklem Fahrzeug, vermutlich der Marke BMW, flüchteten. Alarmierte Einsatzkräfte stellten bei ihrem Eintreffen fest, dass unbekannte Täter einen Geldautomaten, der in einer Bankfiliale an der Hausnummer 5 aufgestellt gewesen war, gesprengt hatten.

Der Sachschaden in der Filale der Volksbank Rhein-Ruhr ist erheblich. Das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet.

Foto: RP/Privat

Auch das Gebäude und parkende Autos in Mitleidenschaft gezogen

Durch die Detonation wurden sowohl die Räumlichkeiten der Bankfiliale als auch der gesamte Gebäudekomplex mit den darüber befindlichen Wohneinheiten sowie mehrere vor dem Haus geparkte Fahrzeuge zum Teil schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ein extra alarmierter Statiker stellte bei einer ersten Begutachtung fest, dass keine Einsturzgefahr für das Wohn- und Geschäftshaus besteht. Der durch die Sprengung verursachte Sachschaden kann derzeit noch nicht näher beziffert werden.

Während der sofort eingeleiteten Nahbereichsfahndung, zu der auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt war, konnte das Fluchtfahrzeug im Umfeld nicht mehr angetroffen werden. Weitere Fahndungsmaßnahmen wurden eingeleitet. Die Beamten leiteten ein Ermittlungsverfahren ein, die Kriminalpolizei übernahm die weiteren Maßnahmen zur Spurensicherung am Tatort. Angaben zur Tatbeute liegen derzeit noch nicht vor und sind Gegenstand der aktuellen Ermittlungen.

Im vergangenen Jahr hatte die Polizei NRW ihre Strategie verändert. Per Erlass von Innenminister Herbert Reul (CDU) wurde festgelegt, dass nachts alle verfügbaren Kräfte der Polizei auf der Straße unterwegs sind und die Standorte der Geld­automaten vermehrt beobachtet werden. Die uniformierten Streifen sollten so potenzielle Täter abschrecken.

„Diese Sprengungen gehen nicht abseits der Städte hoch, sondern zwischen Wohnhäusern und mitten in unserer Gesellschaft. Sie gefährden Menschenleben und erschüttern das Sicherheitsgefühl im Kern. Deshalb haben wir den Auto­matensprengern den Kampf angesagt und setzen alles daran, unsere Kräfte zu bündeln und besser zu werden, zum Beispiel bei der Präsenz“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Das Problem speziell für den Kreis Mettmann: Die Fläche mit zehn kreisangehörigen Städten ist sehr groß, die Polizei kann nicht überall sein. Das kommt doch eher einem Lotteriespiel gleich, wenn man sich einsatztechnisch für bestimmte Schwerpunkte entscheidet.

Seit Jahren werden in NRW mehrfach in der Woche Geldautomaten gesprengt. Nach Angaben der Polizei gehen die Kriminellen bei ihren Taten extrem brutal und rücksichtslos vor – nicht nur bei den Sprengungen, sondern auch bei der Flucht. „Sie schrecken nicht vor Straßensperren zurück. Die rammen uns einfach weg. Sie fahren mit einer extrem hohen Geschwindigkeit. Deswegen müssen wir Verfolgungsfahrten abbrechen, weil es zu gefährlich für Unbeteiligte ist“, sagte Hans-Joachim Schmitz, Leiter für Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt. Auch die NRW-Polizei könnte mit ihren Autos die Täter rammen und sie so bei ihrer Flucht stoppen. Eine Entscheidung zum Rammen sei vom Einzelfall und den vorliegenden Gegebenheiten abhängig, heißt es aus dem Innenministerium. Grundsätzlich sei ein Rammen fahrender Fahrzeuge mit einem hohen und schlecht kalkulierbaren Risiko verbunden.

Wichtig für die Fahndung nach Tätern sind Hubschrauber, die meist unmittelbar nach einer Sprengung zum Einsatz kommen. Stationiert sind diese derzeit fest in Dortmund und Düsseldorf. Bei konkreten Hinweisen auf Taten an bestimmten Orten können sie in den Bereich des vermeintlichen Tatortes oder in den grenznahen Bereich verlegt werden.

Ein weiteres Fahndungsinstrument sind automatische Kennzeichenlesesysteme, über die das Land NRW verfügt. Deren Einsatz ist laut Innenministerium aber nur dann von Nutzen, wenn die damit erfassten Autokennzeichen im polizeilichen Datenbestand vorhanden sind. „Sollten Erkenntnisse zu den verwendeten Kfz-Kennzeichen vorliegen, können die Geräte gezielt zur Fahndung nach den Tätern eingesetzt werden“, heißt es aus dem Innen­ministerium. Zudem wird auch auf Augenzeugen-Videos gesetzt. Dafür wurde ein Hinweisportal freigeschaltet, über das man Handy-Videos oder Fotos hochladen kann. Im Lintorfer Fall wie auch bei den Sprengungen in der Innenstadt waren die Einsätzkräfte schnell am Tatort. Es war übrigens derselbe Nachtdienst, der nun zum Konrad-Adenauer-Platz nach Lintorf fahren musste.