Ratinger vor Gericht Kokainhandel: Ratinger steht vor Gericht

RATINGEN/WUPPERTAL · Es ging um Drogenhandel im großen Stil. Nun beschäftigt sich das Landgericht Wuppertal mit dem Fall. Prozessauftakt ist am kommenden Mittwoch.

Das Landgericht Wuppertal muss entscheiden.

Foto: dpa/Volker Hartmann

Monatelang waren die Ermittlungen schon gelaufen, als im März 2022 die Handschellen klickten. Sieben Männer waren damals bei Razzien in Solingen und Menden festgenommen worden. Nach weiteren Hinweisen hatte der Haftrichter kurz darauf noch eine Frau in Untersuchungshaft geschickt. Sie sitzt nun mit fünf der ehemals festgenommenen Männer am Wuppertaler Landgericht auf der Anklagebank, vier davon aus Solingen und einer aus Ratingen. Der Prozessauftakt ist am Mittwoch. Die Frau und der Angeklagte aus Ratingen sollen als Kuriere tätig gewesen sein, zwei Männer aus Solingen sollen regelmäßig jeweils ein Kilogramm Kokain in den Niederlanden und in Belgien gekauft haben.

Der Ratinger soll das Kokain portioniert und für den gewinnbringenden Weiterverkauf verpackt haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von einer Menge „im zweistelligen Kilogrammbereich“. Die Kammer hat für die umfangreiche Beweisaufnahme zwölf Verhandlungstage festgesetzt, im Juni soll das Urteil verkündet werden. Im Vorfeld der Razzia im vergangenen Frühjahr hatten sich bei Durchsuchungen Hinweise auf ein geplantes Drogengeschäft verdichtet. Es war neben anderem Beweismaterial auch ein Kilogramm Kokain mit einem geschätzten Verkaufswert von 30 000 bis 45 000 Euro sichergestellt worden. Die Anklage geht davon aus, dass von Mai 2021 bis zum März 2022 ein schwunghafter Handel betrieben wurde. Die Rede ist von elf Fällen und einem Verstoß gegen das Waffengesetz. Den Angeklagten drohen hohe Haftstrafen.

Der Hinweis auf die Drogengeschäfte waren aus Frankreich gekommen, dortige Ermittler waren auf kriminelle Machenschaften inmitten eines ehemals europaweit tätigen IT-Anbieters gestoßen. Von dort aus hatte man verschlüsselte Kommunikationsdienste zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen hatte sich auf Verschlüsselungssysteme für abhörsichere Handys und Chatnachrichten spezialisiert, die auch von den Angeklagten genutzt worden sein sollen.

Französischen Ermittlern war es vor drei Jahren gelungen, das verschlüsselte Netzwerk durch eine Schadsoftware zu infiltrieren. Dadurch war man an Chatverläufe und Daten von Kunden gekommen, die darüber unter anderem Waffen- und Drogengeschäfte abgewickelt hatten. Laut Staatsanwaltschaft ergaben sich aus den Erkenntnissen, die von den Ermittlern weitergegeben worden seien, auch Bezüge zu dem nun am Landgericht verhandelten Fall. Bevor LKA-Beamte und Polizei im März 2020 zugeschlagen hatten, waren die nun Angeklagten monatelang observiert worden. Sie sollen täglich bis zu 40 Abnehmer mit Drogen beliefert haben. Die Abwicklung der Drogenverkäufe soll verschlüsselt über Messengerdienste erfolgt sein. Für Transport und Auslieferung des Kokains sollen präparierte Fahrzeuge zum Einsatz gekommen sein.