Sirenen in Ratingen Am Warntag bleiben fast alle Sirenen in Ratingen still

NRW-weit werden am Donnerstag, 9. März, Warnsysteme getestet. Neben Warnapps für das Smartphone soll erstmalig nach dem Testbetrieb Cell Broadcast ausgelöst werden. Lediglich der Sirenen-Austausch kommt nicht in Gang.

Die alten pilzförmigen Sirenen sollen gegen Hochleistungsgeräte ausgetauscht werden. 

Foto: dpa/Martin Gerten

In ganz Nordrhein-Westfalen werden am Donnerstag, 9. März, Warnkonzepte getestet. Dazu gehören auch die Sirenen, die die Bevölkerung in einem Notfall wie dem Starkregenereignis im Juli 2021 warnen sollen. Eigentlich. Denn in Ratingen wird es wieder einmal (fast) still bleiben.

Schon mehrfach musste Ratingen am landesweiten Warntag passen – genau seit dem Jahr 2018. Der Austausch der Anlagen will einfach nicht vorankommen. Im September 2022 hoffte die Feuerwehr, wenigstens in einigen Stadtteilen wieder warnen zu können. Das klappte nicht. Alarm gab es trotzdem – allerdings einen Tag zu früh. „Die Sirenen bekommen neue Funkempfänger zur Ansteuerung. Im Zuge der Einrichtung und Programmierung kam es zu einer Fehlauslösung“, erklärt die Stadt seinerzeit. Die Hoffnung lag auf dem folgenden Warntag am 8. Dezember 2022. Wieder tat sich nichts.

Erst vier der insgesamt 34 Sirenen im gesamten Stadtgebiet waren umgerüstet, eine fünfte in Arbeit. „Durchaus im Plan“, ließ die Stadtverwaltung Ende des vergangenen Jahres auf Nachfrage wissen. „Grundsätzlich ist der Kreis Mettmann Auftraggeber für die Installation der Sirenen. Der Kreis hat die Fachplanung beauftragt und die Ausschreibung der Ingenieurleistung zur Errichtung wie auch die Errichtung selbst durchgeführt. Der Auftragnehmer installiert nun sukzessive die Sirenen und hat dafür bis Ende 2023 Zeit.“ Ratingen habe mit insgesamt 34 Sirenen (zum Vergleich: In Haan sind es elf, in Hilden 14) ein besonders dichtes und entsprechend aufwendig zu installierendes Sirenennetz, das entsprechend mehr Zeit brauche.

Im Kreis sind 125 moderne Sirenen eingeplant

Bewegt hat sich in der Zwischenzeit nichts. Von den 34 Sirenen im Stadtgebiet könnem auch beim nächsten Warntag am Donnerstag, 9. März, nur vier ausgelöst werden, ließ die Feuerwehr jetzt wissen. Umgerüstet sind je eine Anlage in Lintorf, Breitscheid, Homberg und Tiefenbroich. Im gesamten Kreis Mettmann sind 125 moderne Sirenen eingeplant. 70 von ihnen werden am Donnerstag heulen. Ein Umstand, den Feuerwehrchef René Schubert freundlich als „unzufriedenstellend“ bezeichnet. Unterschiedliche Parameter hätten zu einer deutlichen Verzögerung im gesamten Kreisgebiet geführt. So seien zwei unabhängig agierende Fachplaner an der Vorbereitung beteiligt gewesen, was sich negativ auf den zeitlichen Ablauf der Arbeiten ausgewirkt habe. Schließlich habe die ausführende Firma in den kleineren Städten des Kreises mit der Umsetzung begonnen, was dazu führte, dass Ratingen ins Hintertreffen geriet. Material- und Personalengpässe beim beauftragten Dienstleister (der übrigens für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war) haben die Sache zusätzlich verzögert.

Selbstkritisch merkt Schubert an: „Corona, der Ukraine-Krieg und die befürchtete Energie-Mangellage haben so viele Kräfte gebunden, dass wir keine Ressourcen hatten, um das Projekt intensiv zu begleiten.“ Jetzt aber drängt die Zeit, denn die Fördermittel für den Austausch seien nur eine begrenzte Zeit lang abrufbar. Bis Ende des Jahres sollen die Austauscharbeiten in Ratingen endlich abgeschlossen sein.

Für mögliche Großlagen gibt es einen Plan B. Ratinger müssen sich bis zur Fertigstellung der Arbeiten auf ein mobiles Warnsystem verlassen – das heißt, Lautsprecherfahrzeuge werden das Stadtgebiet abfahren und informieren. Außerdem empfehlen Stadt und Feuerwehr, die Warn-Apps Nina, Katwarn oder Biwapp auf dem Mobiltelefon zu installieren. Rundfunkdurchsagen sollen das System flankieren.

Erstmals wird nach Einführung des Echtbetriebs im Februar auch eine Probewarnung über Cell Broadcast ausgelöst, sodass dafür vorbereitete Mobiltelefone auch ohne installierte Programme einen Alarm abgeben. Cell Broadcast sendet die Warnmeldung an alle, in ausgewählten Mobilfunkzellen vorhandene Endgeräte, welche für den Empfang solcher Meldungen ausgelegt sind. Selbst wenn die Geräte lautlos geschaltet sind, ertönt der Alarm. Diese werden nur angesprochen, wenn Cell Broadcast aktiviert ist; sie dürfen dafür zudem nicht ausgeschaltet oder in den Flugmodus versetzt sein. Kinder und Jugendliche, welche im Besitz von Smartphones sind, sollten von ihren Erziehungsberechtigten auf den Probealarm vorbereitet werden, rät die Feuerwehr. Auch eine individuelle Unterstützung von Senioren sei gegebenenfalls geboten. In der Regel sind Einstellungen im Mobiltelefon vorzunehmen, um den Probealarm empfangen zu können.